110 Jahre Audi Typ A
Die Frühzeit der Marke Audi bietet Stoff für den einen oder anderen Roman. Alles begann streng genommen bereits 1899, als August Horch nach einer Lehre in der Schmiede von Benz & Cie. und einer Ingenieursausbildung am Technikum Mittweida gemeinsam mit dem Unternehmer Salli Herz die ‚A. Horch & Cie.‘ in Köln-Ehrenfeld als Automobilwerkstatt begründete. Bereits ein Jahr später entwickelten sie ihr erstes eigenes Fahrzeug ‚Modell 1‘. Durch diverse Bestellungen wurde eine Expansion des Betriebes notwendig, was jedoch am Standort Köln unmöglich war. Moritz Bauer vom Maschinenbauunternehmen Bauer & Lange beteiligte sich und finanzierte auf diese Weise einen Umzug nach Reichenbach im Vogtland im Jahr 1901. Allerdings sorgten die dort bereits ansässigen Unternehmer dafür, dass auch hier keine Erweiterungen des Firmengeländes ermöglicht wurden. Somit zog Horch durch die Hilfe anderer Geschäftsleute nur zwei Jahre später nach Zwickau weiter. Dort ließ er die Firma ‚August Horch & Cie. Motorwagenwerke AG‘ am 10. Mai 1904 ins Handelsregister eintragen.
In den Folgejahren expandierte das Werk durch steigende Bestellzahlen immer weiter. Allerdings gab es zunehmend Reibereien zwischen August Horch und der von ihm eingestellten Geschäftsleitung, die völlig andere Vorstellungen von den Zielen der Firma hatte und schließlich dafür sorgte, dass der Firmengründer sein eigenes Unternehmen verließ. In Zusammenarbeit mit einigen Investoren gründete August Horch daraufhin am 19. Juli 1909 in unmittelbarer Nachbarschaft die ‚August Horch Automobilwerke GmbH‘, was direkt zu einem gerichtlichen Streit um die Namensrechte mit seiner ursprünglichen Firma führte. Dieser konnte erst beigelegt werden, als der Sohn der befreundeten Unternehmerfamilie Fikentscher auf die Idee kam, den Nachnamen ins Lateinische zu übersetzen. Aus dem Imperativ ‚Horch!‘ wurde dadurch ‚Audi‘, was zur Umbenennung der Firma in ‚Audi Automobilwerke GmbH Zwickau‘ am 25. April 1910 und fünf Jahre später in ‚Audiwerke AG Zwickau‘ führte.
Nach diesem Wirtschaftskrimi startete August Horch neu durch. Im Mai 1910 präsentierte man den Audi 10/22 PS, der intern einfach als ‚Typ A‘ bezeichnet wurde. Er erhielt einen 2,6 Liter großen Vierzylinder-Viertaktmotor mit 16,2 kW/22 PS, die er über ein direkt angeflanschtes Viergang-Getriebe und eine Kardanwelle auf die Hinterachse übertrug. Damit waren rund 70 km/h Höchstgeschwindigkeit möglich. Ohne Karosserieaufbau betrug das Gewicht des Fahrgestells mit seinen 2,9 Metern Radstand und 1,3 Metern Spurweite vorn und hinten nur 830 Kilogramm. Die meisten der 137 produzierten Exemplare, die bis 1912 das Werk verließen, erhielten einen Sport-Phaeton-Aufbau. Der Grundpreis betrug 8.500 Reichsmark. Schon ab 1911 produzierte Audi parallel das Nachfolgemodell 10/28 PS ‚Typ B‘. Nach heutigem Kenntnisstand existiert nur noch ein einziger Audi Typ A, der dem Technischen Museum Prag gehört.
Bilder: Audi Tradition