25 Jahre Audi RS 2 Avant
Bereits seit 1990 bot Audi mit dem S2 erstmals einen Straßensportler mit dem ‚S‘ im Kürzel an. Neben dem S2 Coupé, das als offizieller Nachfolger des legendären quattro in den Broschüren auftauchte, gab es das Modell auch als Limousine und Kombiversion Avant. Aufgrund anhaltender Kundennachfragen entschied man sich in Ingolstadt allerdings dazu, eine noch stärkere Version zu entwickeln. In genau diese Zeit fiel eine recht schwierige Phase für den Sportwagenhersteller Porsche, wo die Bänder des 911 (964), des 968 und des 928 GTS aufgrund geringer Nachfrage nicht mehr ausgelastet waren. Dort traf man auf offene Ohren, als man anfragte, ob die Entwicklung des stärksten Serien-Audi bis zu diesem Zeitpunkt gemeinsam erfolgen könnte. Mehr noch, man bot auch Produktionskapazitäten in Zuffenhausen an.
Technisch nutzte man das 2,2 Liter große Reihen-Fünfzylinder-Triebwerk mit 20 Ventilen aus dem S2 und erhöhte die Leistung durch einen neuen Turbolader, einen vergrößerten Ladeluftkühler, eine modifizierte Ansaugung und eine neue Abgasanlage sowie ein neues Motorsteuergerät auf 232 kW/315 PS sowie 410 Newtonmeter Drehmoment. Diese Leistung wurde über ein manuelles Sechsgang-Getriebe auf den permanenten quattro-Allradantrieb mit Torsen-Zwischendifferenzial und manuell zuschaltbarem Hinterachs-Sperrdifferenzial auf alle vier Räder verteilt. Letztere löst sich ab einer Geschwindigkeit von 25 km/h automatisch. Nach 5,4 Sekunden erreicht der Kombi Tempo 100, nach 22,7 Sekunden Tempo 200 und als Höchstgeschwindigkeit 262 km/h. Für das Fahrwerk entwickelte man Guss- anstelle der sonst beim 80 Avant eingesetzten Blechquerlenker. Porsche steuerte eine Hochleistungsbremsanlage mit Vierkolbensätteln an der Vorderachse, rot lackierten Sätteln und auflackierten weißen Porsche-Schriftzügen bei. Nach nur wenigen Produktionsmonaten vergrößerte man die Scheiben an der Vorderachse von 304 auf die 322 Millimeter des Porsche 911 (993) Turbo. Neue Stoßdämpferkennlinien und eine leichte Tieferlegung sowie 17 Zoll große Räder mit Porsche-Felgen vom 911 (964) und 245/40er Bereifung runden das Paket des resultierenden RS 2 Avant ab.
Karosserieseitig verwendete der RS 2 die Rohkarosserie des Audi 80 Avant der Baureihe B4. Allerdings gestaltete man gemeinsam mit Porsche neue in Wagenfarbe lackierte Schürzen an Front und Heck. Vorn integrierte man dabei die Blinkereinheit des 911 (993), seitlich die Außenspiegel des 911 (964) Carrera RS und späteren 911 (993). Die dreigeteilten Lufteinlässe in der Frontschürze sorgen für eine gute Anströmung des Ladeluftkühlers und der vorderen Bremsen. Hinten wanderte das Nummernschild in die Stoßstange, während in der Kofferraumklappe eine Blende im Stil der daneben liegenden Rückleuchten optisch ein breites Leuchtenband erzeugt – angelehnt an den Porsche 911-Modellen der Zeit. Im Kühlergrill und an der Heckklappe finden sich RS-2-Logos mit integriertem Porsche-Schriftzug. Die Kunden konnten zwischen elf verschiedenen Lackfarben wählen, legendär wurde hingegen einzig der blaue Farbton in dem der RS 2 Avant debütierte.
Je nach gewählter Außenfarbe stimmte Audi das Interieur farblich ab. Während das Armaturenbrett, das Lenkrad und die Außenbahnen der vorderen, elektrisch verstellbaren Recaro-Sportsitze sowie der hinteren Sitzbank immer schwarzes Leder trugen, zeigten die Alcantara-Sitzmittelbahnen, die Lenkradspeichen und die Türverkleidungen wahlweise RS Blau oder Silbergrau. Auf besonderen Wunsch gab es auch eine komplett schwarze Innenausstattung in Seidennappaleder. Das Sportlenkrad war ein Bestandteil des damaligen Audi-Sicherheitssystems Procon-Ten, die vor der Einführung von Airbags für eine Erhöhung der passiven Sicherheit durch ein Zurückziehen der Lenksäule und eine Straffung der Sicherheitsgurte sorgte. Gegen Aufpreis bot Audi den RS 2 Avant erstmals mit einem Airbag-Lenkrad an. Die Ziffenblätter der vier Rundinstrumente sind weiß, hinzu kommen Dekorblenden in Sichtcarbon. Zur Serienausstattung gehörten vier elektrische Fensterheber und eine Scheinwerfer-Reinigungsanlage, während gegen Aufpreis eine Klimaautomatik, ein elektrisches Schiebe-Hebedach, ein Tempomat, ein Beifahrer-Airbag und eine Netztrennwand zwischen Rückbank und Kofferraum erhältlich waren.
Insgesamt sollten ursprünglich 2.200 Exemplare zu einem Grundpreis von 98.900,- DM gebaut werden. Letztlich verließen bis 1996 sogar 2.891 Stück die Fertigung in Stuttgart Zuffenhausen. Darunter befinden sich auch vier RS 2 Limousinen, die Audi zwar nie offiziell im Modellprogramm führte, allerdings für besondere Kunden in den Vereinigten Arabischen Emiraten entwickelte. Der Prototyp dazu befindet sich bis heute in der hauseigenen Fahrzeugsammlung und kann immer mal wieder im Museum Mobile in Ingolstadt besichtigt werden.
Bilder: Audi, Audi UK