30 Jahre Mazda Sieg in Le Mans
Am vergangenen Wochenende fand die 89. Ausgabe der 24 Stunden von Le Mans statt. Erstmalig stand diese Veranstaltung am 26. und 27. Mai 1923 statt. Bis einschließlich 1965 gewannen ausschließlich europäische Autohersteller wie Bentley, Jaguar, Ferrari, Bugatti oder Mercedes-Benz dieses Langstreckenrennen. Es folgten vier erfolgreiche Jahre für Ford mit dem GT40 und schließlich die ersten Gesamtsiege von Porsche mit dem 917. Obwohl es bereits seit einiger Zeit auch in Asien Autohersteller gab, dauerte es noch bis 1991, ehe einer davon in Le Mans in Führung liegend die Ziellinie überqueren konnte. In diesem Jahr fand die Veranstaltung am 22. und 23. Juni statt. Am Start standen diverse Gruppe-C-Rennwagen von Jaguar, Sauber Mercedes-Benz, Peugeot, Porsche, Lancia, Cougar und Spice sowie drei Fahrzeuge von Mazda.
Vierscheiben-Wankelmotor mit 700 PS
Bereits 1990 hatte die Tochterfirma Mazdaspeed mit der Entwicklung des neuen Typs 787 begonnen. Als Basis diente dabei ein Monocoque aus Kompositmaterialien, die durch Aramidfasern verstärkt wurden. Das heute im Sportwagenbau gängige Carbon kam zu der Zeit gerade erst auf und viele Hersteller experimentierten mit unterschiedlichen Werkstoffen, auf der Suche nach dem besten Kompromiss zwischen Gewicht und Steifigkeit. Passend zu den Gruppe-C-Regeln wog der 787 sowie die davon abgeleitete Evolutionsstufe 787B am Ende 830 Kilogramm. Als Besonderheit im Vergleich zu allen damaligen Mitbewerbern griff Mazda nicht auf einen konventionellen Hubkolbenmotor zurück. Stattdessen hatte sich das japanische Team voll und ganz der Wankeltechnik mit Kreiskolbenmotoren verschrieben. Das Triebwerk mit dem internen Kürzel 26B verfügte über vier Rotoren, eine Kammergröße von rund 2,6 Litern und eine Leistung von 515 kW/700 PS bei 11.000 U/min.
Drei Mazda gegen den Rest der Sportwagenwelt
Der dabei entstehende Sound war weithin hörbar. Tatsächlich sorgte er sogar für einen bleibenden Gehörschaden bei einem der neun Fahrer, Volker Weidler. Er teilte sich das Cockpit des 787B mit der Startnummer 55 mit Johnny Herbert und Bertrand Gachot. In den Schwesterfahrzeugen saßen Dave Kennedy/Stefan Johansson/Maurizio Sandro Sala (Nummer 18) und Pierre Dieudonné/Takashi Yorino/Yōjirō Terad (Nummer 56). Nach dem Start wechselten sich an der Spitze anfänglich Peugeot und Sauber Mercedes-Benz ab. Die Jaguar-V12-Motoren erwiesen sich unterdessen als durstiger als vorherberechnet. Peugeot musste nach Ausfällen in der dritten und siebten Rennstunde die Segel streichen. Somit lag Sauber nun unangefochten in Führung. Am frühen Sonntag Morgen fiel ein Sauber C11 aus. Das zweite Auto, unter anderem gesteuert durch einen gewissen Michael Schumacher, verlor reichlich Zeit in der Boxengasse durch einen Getriebewechsel.
Drei Stunden vor Schluss übernahm man die Führung
Schließlich fiel drei Stunden vor Rennende der überlegen führende Wagen von Mass/Ferté/Schlesser aus. Dies machte den Weg frei für eine kleine Sensation. Mazda hatte das ganze Rennen konstante Rundenzeiten hingelegt und übernahm nun die Führung. Diese verteidigte das Auto #55 problemlos bis ins Ziel. Auf den zweitplatzierten Jaguar hatte man zwei Runden Vorsprung, auf den drittplatzierten Jaguar sogar vier Runden. Michael Schumacher und seine Teamkollegen Fritz Kreuzpointner und Karl Wendlinger belegten in ihrem Sauber C11 am Ende nur Platz 5 hinter dem dritten Jaguar. Mazda ist der erste japanische Hersteller mit einem Gesamtsieg in Le Mans und bis heute auch der einzige Autobauer, der hierfür auf einen Kreiskolbenmotor setzte. Seit 2018 steht mit Toyota ein weiterer Japaner in den Siegerlisten. Doch den kreischenden Sound des Mazda 787B vergisst niemand mehr. 2011 drehte Johnny Herbert erneut eine Runde in Le Mans (siehe Video) und schaffte es aufs Podium. Durch pure Erschöpfung gelang ihm dies 1991 nicht.
Bilder: Mazda
