70 Jahre Ferrari 212

1951 löste Ferrari den erfolgreichen 195 durch das neue Modell 212 ab. Wie bei allen frühen Modellreihen bezeichnete die Zahl das Volumen pro Zylinder im V12-Triebwerk. Somit kletterte der Hubraum im Vergleich zum Vorgänger von 2.341 auf 2.562 Kubikzentimeter. Die notwendigen Überarbeitungen des Colombo-V12 nahm Aurelio Lampredi vor. Durch drei Doppelvergaser und eine obenliegende Nockenwelle standen in der Grundversion rund 118 kW/160 PS bereit. Damit lag die Leistung unter der des 195, konnte jedoch für Motorsportableger des 212 weiter erhöht werden. Ursprünglich hatte Ferrari dieses Triebwerk für Monoposto-Rennwagen entwickelt und bereits ab 1950 in Formel 2 und ab 1951 in der Formel 1 genutzt.

Ferrari 212 Mille Miglia (MM)

Wie bei den vorherigen Modellen beabsichtigte Ferrari auch beim 212 die Refinanzierung des Motorsportprogrammes durch den Verkauf von Straßenfahrzeugen. Das erste fertiggestellte Exemplar war dennoch rein für den Rennsport gedacht. Als geschlossenes Coupé erhielt es den Beinamen Mille Miglia (abgekürzt MM) und blieb ein Einzelstück innerhalb der Baureihe. Nach einem ersten Einsatz beim Giro di Sicilia 1951, bei dem Piero Taruffi den zweiten Platz erzielte, gab es nur einen weiteren Start im Werksteam. Ferrari setzte das Unikat beim 2-Stunden-Rennen in Monza ein. Anschließend übernahm der Privatfahrer Franco Cornacchia den 212 MM. Nach einem Unfall bei Testfahrten und dem Wiederaufbau der Karosserie bei Vignale startete er gemeinsam mit dem Amerikaner Charles Moran bei den 24 Stunden von Le Mans 1952. Heute befindet sich dieser Ferrari 212 restauriert in einer US-amerikanischen Sammlung.

Ferrari 212 Export

Auf den einzigartigen 212 MM folgten zwei Bauserien, die der Kundschaft zur Auswahl standen. Den 212 Export sah Ferrari dabei für den Motorsport vor. Er ersetzte damit in direkter Linie den 195 S. Von diesem übernahm der Neuling das komplette Rahmenchassis aus rechteckigen Stahlprofilen. Somit stimmt auch der Radstand mit 2.250 Millimetern bei beiden Modellen überein. In diesen Jahren fertigte Ferrari noch keine eigenen Karosserien, sondern verschickte die Fahrgestelle an Firmen in der Umgebung.

Verschiedene Karosserien

Neben dem in dieser Zeit zum Hausdesigner aufgestiegenen Hause Pinin Farina (später ohne Leerzeichen) arbeiteten auch andere Designer am 212. So gab es vom 212 Export den offenen Barchetta und geschlossene Coupés namens Berlinetta von Touring, Berlinettas, Spider und Cabriolets von Vignale sowie weitere Aufbauten von Fontana oder Carrozzeria Motto. Insgesamt entstanden zwischen 1951 und 1953 nur 27 Exemplare des 212 Export. Unsere zweite Bildergalerie zeigt den Wagen mit Fahrgestellnummer 0106E. Dieses 212 Export Vignale Cabriolet steht aktuell beim amerikanischen Oldtimerhändler The Cultivated Collector zum Verkauf.

Ferrari 212 Inter

Neben dem sportlichen 212 Export bot Ferrari den zivileren 212 Inter an. Dieser debütierte im Januar 1951 auf der Motorshow in Brüssel. Um mehr Platz im Interieur zu bieten, verlängerte man den Radstand auf 2.600 Millimeter. Zudem erhielt der Motor eine leichte Drosselung auf 96 kW/131 PS. Später gab es auf Wunsch eine Ausführung mit drei Vergasern und 125 kW/170 PS. Vor zwei Jahren berichteten wir bereits über den Beginn der geschäftlichen Beziehungen mit Pinin Farina. Speziell vom 212 Inter entstanden dabei 16 Coupés. Da der Exklusivvertrag erst für das Folgemodell, den 250, in Kraft trat, gab es daneben auch Aufbauten von Ghia, Ghia-Aigle, Stabilimenti Farina und den bereits beim 212 Export genannten Karosseriebauern. 84 Exemplare vom 212 Inter sorgten für eine relativ gute Finanzdecke für das Ferrari-Motorsportprogramm. Trotz weniger Leistung nutzten einige Kunden auch den Inter für Rennen. Bei der Carrera Panamericana 1951 erzielte das Werksteam einen Doppelsieg.

Marktlage

Trotz weniger als 115 gebauten Fahrzeugen tauchen immer mal wieder Ferrari 212 auf, die zum Verkauf angeboten werden. Dabei richten sich die Preise stark nach der jeweiligen Vorgeschichte. So sorgen Rennerfolge und berühmte Rennfahrernamen natürlich für einen deutlichen Aufschlag. Ebenso verhält es sich mit einmaligen Sonderkarosserien. Zusammengefasst lässt sich jedoch sagen, dass unter einer Million Euro selbst Restaurierungsobjekte kaum noch zu bekommen sind. RM Sotheby’s versteigerte 2015 eine 212 Export Barchetta sogar für 6.720.000 €.

Bilder: Ferrari, The Cultivated Collector