20 Jahre Renault Sport Clio V6
Über den Renault 5 Turbo berichteten wir bereits anlässlich des 40-jährigen Jubiläums des Modells. Exakt 20 Jahre später rollte ein würdiger Nachfolger zu den Händlern. Seine Weltpremiere erlebte dieses Fahrzeug jedoch bereits 1998 auf dem Pariser Autosalon anlässlich der 100-Jahr-Feier von Renault. Dort stand neben dem neuen Twingo II und der Konzeptstudie des späteren Oberklassemodells Vel Satis ein Produkt der Motorsportabteilung Renault Sport, das auf den einfachen Namen Clio V6 24V hörte. Anstatt lediglich einen großen Motor unter die vordere Haube zu zwängen, verfolgte Renault das gleiche Prinzip wie zuvor mit dem R5 Turbo: Einen Radikalumbau, durch den das Triebwerk hinter die Passagiere wanderte und in Mittelmotorlage die Hinterräder anzutreiben. Normale Clio haben bis heute Frontantrieb. Auf diese Weise blieb im Cockpit jedoch nur Platz für zwei Insassen. Ursprünglich sollte das Fahrzeug eine reine Rennwagen-Studie bleiben, wobei niemand die positiven Kundenreaktionen vorhersehen konnte. Diese zwangen Renault Sport dazu, eine Serienversion ins Auge zu fassen, der man zusätzlich einen Markenpokal zur Seite stellte.
Hierfür tat man sich mit dem Rennteam TWR (Tom Walkinshaw Racing) aus Großbritannien zusammen. Nach erfolgter Entwicklung begann die Fertigung bei TWR in Uddevalla/Schweden. Aus den damaligen Limousinen Laguna, Safrane und Vel Satis übernahm man das drei Liter große V6-Triebwerk mit 24 Ventilen und 166 kW/226 PS sowie 300 Newtonmetern Drehmoment. Über ein manuelles Sechsgang-Getriebe gelangte die Motorkraft auf die Hinterräder, wodurch der Clio in 6,4 Sekunden aus dem Stand auf Tempo 100 beschleunigt und bis zu 235 km/h erreichen kann. Vorn 330 und hinten 300 Millimeter große Bremsscheiben von AP Racing mit Vierkolbensätteln sorgen für bestmögliche Verzögerungswerte. Dank eines gut abgestimmten Sportfahrwerks macht der Wagen jedoch auf kurvigen Landstraßen deutlich mehr Spaß, als auf langen Autobahnetappen.
Anfänglich übernahm der Clio Renault Sport V6 24V Rohkarosserie, Scheinwerfer, Kofferraumklappe, Scheiben, Außenspiegel und Rückleuchten vom normalen Renault Clio II RS. An der Karosserie, die aus dem ehemaligen Alpine-Werk im französischen Dieppe nach Schweden transportiert wurde, legten die Mitarbeiter direkt Hand an und sägten mittels spezieller Schablonen die hinteren Radhäuser größer. Anschließend erhielten die Fahrzeuge Breitbau-Anbauteile aus Glasfaser-verstärktem Kunststoff, die neben den Schürzen vorn und hinten auch die vorderen Kotflügel, Aufsätze auf den Türen und die hinteren Kotflügel umfassten. Diese machten den Wagen im Vergleich zur normalen Serienversion nicht nur 30 Zentimeter breiter, sondern auch rund 60 Millimeter länger. So war genug Platz für eine breitere Spur und größere Räder vorhanden. Innen übernahm man das Armaturenbrett, die mit Leder und Alcantara bezogenen Sportsitze und die Türverkleidungen vom Clio RS und erweiterte lediglich die Tachoskala. Zur Serienausstattung gehörten zudem ein Audiosystem mit CD-Wechsler, elektrische Fensterheber, eine Klimaanlage und getönte Scheiben.
2003 erhielt der Clio Renault Sport V6 24V nach 1.630 gebauten Fahrzeugen eine umfangreiche Modellpflege mit der Optik, die alle normalen Clio-Modelle inzwischen per Facelift erhalten hatten. Dies betraf hauptsächlich die Scheinwerfer und Rückleuchten. Zusätzlich erweiterte Renault die Farbpalette für die Karosserie. Gab es die Phase 1 ausschließlich in Silber, so gab es nun auch Blau metallic und Gelb metallic. TWR gehörte fortan nicht mehr zu den Kooperationspartnern. Die Produktion des Wagens verlagerte man nach Dieppe, wodurch teure Transportaktionen entfielen. Zudem hatte man das V6-Triebwerk zu Porsche Engineering nach Stuttgart geschickt, wo durch gezielte Verbesserungen wie ein vergrößertes Einlasssystem und eine schärfere Nockenwelle die Leistung auf 187 kW/254 PS gesteigert werden konnte. Das maximale Drehmoment blieb bei 300 Newtonmetern. Zugleich stieg jedoch die Höchstgeschwindigkeit auf 250 km/h, während die Spurtzeit auf Tempo 100 um sechs Zehntelsekunden auf 5,8 Sekunden sank. Zusätzlich erhielt das Sportfahrwerk Verfeinerungen in Form von dickeren Stabilisatoren und strafferen Federn. Vom Phase 2 folgten weitere 1.309 Exemplare.
Neu kostete der Sport Clio V6 in Deutschland anfangs 70.000 DM und nach der Währungsumstellung 39.900 €. Lediglich 185 Fahrzeuge beider Modellgenerationen gelangten auf den deutschen Markt, 354 erhielten Rechtslenkung für die britischen und irischen Inseln. Außerhalb Europas gab es das Modell nicht neu zu kaufen. Heutzutage gibt es gut erhaltene Exemplare nicht unter 30.000 €, sofern überhaupt mal einer auf dem Markt ist.
Bereits 1999 begann Renault Sport damit, den neuen Clio Sport V6 in einem eigenen Markenpokal einzusetzen. Diesen richtete man in verschiedenen europäischen Ländern ein, ab 2000 auch in Deutschland im Rahmen der Beru-Top-10-Serie. Für den Rennbetrieb erhöhte man die Leistung auf 213kW/289 PS und 307 Newtonmeter Drehmoment. Zwischen 1999 und 2003 entstanden 159 Exemplare des Clio Renault Sport V6 24V Trophy.
Bilder: Renault