Maserati 3500 GT by Scaglietti

Mit dem 3500 GT präsentierte Maserati 1957 erstmalig einen reinen Straßensportwagen. Anfänglich gab es ihn als Coupé, ab 1960 auch als Spider. Insgesamt umfasste die Produktion bis 1966 lediglich 245 bei Vignale gebaute Spider und 1.972 Coupés aus der Karosseriefabrik von Touring, davon rund 40 mit dem Lenkrad auf der rechten Seite. Neben den ab Werk angebotenen Versionen gab es einige Sonderkarosserien von Allemano, Bertone, Boneschi, Frua, Moretti und Pininfarina. Deutlich unbekannter blieb hingegen ein Unikat aus dem Hause Scaglietti, das Autofans normalerweise eher für Ferrari-Karosserien kennen dürften. Dieses Fahrzeug kommt in Kürze beim Online-Auktionshaus Car & Classic unter den Hammer. Damit bietet sich eine gute Möglichkeit, diese Rarität einmal näher in Augenschein zu nehmen. Als Basis für den Umbau diente ein 1964 in Südafrika erstausgelieferter 3500 GT mit Rechtslenkung. Bereits im Folgejahr erfolgte die Karosseriekonversion.

Scalco verbaute Scaglietti-Karosserie

Diese umfangreichen Arbeiten über einen Zeitraum von zehn Monaten fanden in Südafrika statt, wurden aber von einem gut ausgebildeten italienischen Karosseriebauer namens Pierino Scalco ausgeführt. Alle wichtigen Karosserieteile importierte man, nachdem sie zuvor von Scaglietti hergestellt worden waren. Mit der Ausgangsbasis hat das einzigartige Coupé nichts mehr zu tun. Vorn finden sich ein verchromter Kühlergrill mit Zusatzleuchten, hinter Klarglasabdeckungen verborgene Scheinwerfer und eine Lufthutze auf der Motorhaube. Hinter den Vorderrädern sitzen zwei Reihen mit je drei Luftauslässen. Dachlinie und Heckabschluss erinnern soowhl an diverse Ferrari- als auch an manche Aston Martin-Modelle. Speichenräder und dunkelroter Lack runden das Design ab. Innen blieben das Armaturenbrett mit Jaeger-Instrumenten. und die vier lederbezogenen Sitzplätze des 3500 GT erhalten. Hinzu kommt ein dreispeichiges Sportlenkrad.

Restaurierung im Concours-Zustand

Unter der Motorhaube findet sich der bekannte Reihensechszylindermotor mit 3,5 Litern Hubraum. Zwei Zündkerzen pro Zylinder und drei Weber-Doppelvergaser sorgten für 169 kW/230 PS und 314 Newtonmeter Drehmoment. Diese Kraft gelangt über ein Fünfgang-Getriebe auf die Hinterräder. Alle technischen Komponenten erhielten ebenso wie Karosserie und Interieur vor einigen Jahren eine umfangreiche Restaurierung. Damit steht der Sportwagen heute im Concours-Zustand da, zeigt jedoch auch wenig von seiner früheren Geschichte. Die ersten rund 30 Jahre verbrachte das Einzelstück in der Sammlung des Erstbesitzers und wurde nur selten bewegt. Aus seinem Nachlass gelangte der Maserati zu einem anderen südafrikanischen Autosammler. 1999 holte der heutige Besitzer das Auto nach Großbritannien. Obwohl er um die Seltenheit wusste, ließ er es bei Colin Denyer Motorsport für Oldtimerrennen vorbereiten.

Reichhaltige Dokumentation vorhanden

Tatsächlich nahm der Maserati 3500 GT by Scaglietti an Veranstaltungen wie dem Goodwood Revival, Silverstone Historic und den Brighton Speed Trials teil. Zudem verlieh der Besitzer das Auto einige Male an Maserati UK für Messeauftritte. Schließlich verschiffte er das Unikat in die USA, um die oben bereits erwähnte Restaurierung beim The Creative Workshop in Miami durchführen zu lassen. In diesem Zuge wurde der 3500 GT zu einem Straßenauto zurückgerüstet. Im Rahmen der Onlineversteigerung erhält der Höchstbieter nicht nur einen einmaligen Maserati. Zum Sportwagen gehören auch drei große Kisten voller Dokumente, Rechnungen und Fotos. Zudem ist das originale Werkzeugset inklusive Hammer für die Radschnellverschlüsse vorhanden.

Bilder: Car & Classic