Aston Martin Lagonda Series 1
David Brown war ein beneidenswerter Unternehmer. 1947 übernahm er erst die Sportwagenfirma Aston Martin. Kurz darauf folgte mit Lagonda ein zweiter Autohersteller. Die beiden Marken fusionierte er zu einem gemeinsamen Konstrukt, wodurch die Fahrzeugproduktion von Lagonda kurzzeitig ein Ende fand. Unter der neuen Leitung konzentrierte sich die Marke schließlich ab 1948 auf gediegene Luxusfahrzeuge, während Aston Martin Sportwagen produzierte. Nach rund 800 gebauten Autos in zehn Jahren beendete David Brown die Tätigkeiten von Lagonda als eigenständige Marke. Mit Technik von Aston Martin gab es zwischen 1961 und 1964 noch den Lagonda Rapide als finales Modell. Nach nur 55 verkauften Exemplaren war auch hiermit Schluss. Für 1969 entstand jedoch für den Firmenchef eine viertürige Sportlimousine, die den simplen Namen Lagonda DBS V8 erhielt. Offenbar schätzte David Brown es sehr, in einem Auto aus seiner Fertigung chauffiert zu werden. Als Basis diente der 1967 präsentierte Aston Martin DBS V8.
Schwierige Zeiten für Aston Martin
Speziell in Großbritannien gab es bereits 1969 Kundenanfragen zum Lagonda DBS V8. Offenbar hatten einige Interessenten den Firmenchef mit seinem Unikat gesehen. Er konnte sich allerdings nicht zu einer Serienfertigung durchringen. Einer der Gründe hierfür könnte die finanziell prekäre Lage seines Unternehmens gewesen sein. Ab 1971 wurde diese auch für Außenstehende immer klarer. David Brown, der sein Vermögen hauptsächlich durch den Verkauf von Landmaschinen machte, nahm sowohl dort als auch mit seiner Autoproduktion immer weniger Geld ein. So sah er sich 1973 gezwungen, Aston Martin Lagonda Ltd. an Company Developments, einen Zusammenschluss von Geschäftsleuten aus Birmingham zu verkaufen. Sie ließen das Namenskürzel DB aus den Modellbezeichnungen entfallen und bauten etliche Stellen ab. Aufgrund einer Wirtschaftskrise in Großbritannien setzte das Unternehmen ab Dezember 1974 alle Hoffnungen auf einen Insolvenzverwalter. Es folgten diverse Besitzerwechsel bis hin zur Integrierung in den Ford-Konzern 1987.
Debüt auf der Earls Court Motor Show
Aus dem einzigartigen Lagonda DBS V8 wurde 1974 unter der neuen Geschäftsleitung doch noch ein Serienfahrzeug. Auf der Earls Court Motor Show in London debütierte der Wagen als Aston Martin Lagonda Series 1. Gegenüber dem Aston Martin DBS V8, der inzwischen nur noch Aston Martin V8 hieß, verlängerte man den Radstand um 30,5 Zentimeter. Die Dachlinie und der Heckabschluss erhielten ein eigenständiges Design, um Platz für die Fondpassagiere zu schaffen. Im Vergleich zum Privatwagen von David Brown modifizierte man die Frontpartie mittels Einzelscheinwerfern und dem Kühlergrill des V8, hier jedoch mit einem zusätzlichen, hufeisenförmigen Element. Auf der Earls Court Motor Show erhielt Aston Martin einen Designpreis für das neue Modell. Dieser löste jedoch keinen Kundenansturm aus. Dafür war die Limousine einfach zu teuer. Der Neupreis betrug £ 14.040 und lag damit 24% über dem des Aston Martin V8. Für diese Summe erhielt man in der Ölkrise alternativ einen Rolls-Royce.
Von 5,3 auf 7,0 Liter Hubraum
Ursprünglich übernahm der Aston Martin Lagonda Series 1 den unveränderten V8-Motor aus dem V8. Aus 5,3 Litern Hubraum entwickelte dieses Triebwerk 209 kW/283 PS. Parallel zum Coupé gab es auch für die Limousine im finalen Baujahr 1976 zwei Leistungssteigerungspakete mit wahlweise 224 kW/305 PS oder 280 kW/380 PS. Für die Kraftübertragung auf die Hinterachse sorgte eine Dreistufen-Automatik von BorgWarner. Über den Tuningbetrieb R.S. Williams Ltd. erhielten mindestens zwei Aston Martin Lagonda Series 1 einen nachträglichen Motorumbau. Dabei wanderte ein V8-Triebwerk mit sieben Litern Hubraum unter die Haube. Hinzu kam optional ein manuelles Fünfgang-Getriebe von ZF. Ende 1976 nahm Aston Martin den Lagonda Series 1 aus dem Programm. Bis zu diesem Zeitpunkt waren lediglich sieben Fahrzeuge entstanden, gefolgt von einem später komplettierten achten Auto. Erst vom Aston Martin Lagonda Series 2 entstanden ab 1976 deutlich mehr Exemplare.
12006 bei Bonhams in Goodwood
Nach der Premiere im Jahr 1974 zeigte Aston Martin auch 1975 einen Lagonda Series 1 auf der Earls Court Motor Show. Es handelte sich um Chassisnummer 12006. Dieses Auto fand 2005 in vergleichsweise schlechtem Zustand den Weg zu Richard Williams, dem Chef von R.S. Williams. Er besaß bereits einen anderen Lagonda Series 1 im Bestzustand. Als ein Kunde die beiden Autos nebeneinander sah, war er vom Potenzial dieser Sportlimousine überzeugt. Er kaufte 12006 und gab eine umfangreiche Restaurierung in Auftrag. Diese beinhaltete den Einbau des 7-Liter-Triebwerks, wofür die Motorhaube einen zusätzlichen Lufteinlass erhielt. Allerdings behielt dieses Fahrzeug das Automatikgetriebe an Bord. Im Interieur integrierte R.S. Williams eine Freisprecheinrichtung und ein CD-Radio. Die Kontrollknöpfe und -schalter für Lüftung und Heizung entstammen einem späteren Aston Martin Modell. Bonhams bietet den Wagen im Rahmen des Goodwood Members‘ Meeting am 10. April an und erwartet zwischen £ 200.000 und £ 300.000.
Bilder: Bonhams