Bandini 750 GT Veloce Zagato

Nach dem Zweiten Weltkrieg gab es in Italien zahlreiche kleine Sportwagenmarken. Speziell im Bereich der sogenannten Etceterini mit Motoren unter einem Liter Hubraum gab es diverse Fahrzeuge. Als Basis dienten häufig Technikkomponenten und Chassis von Fiat. Ilario Bandini begründete seine Firma 1946 in seiner Heimatstadt Forlì. Er nutzte Rohrrahmenchassis aus Luftfahrtstahl und formte darüber von Hand Karosserien aus Aluminium. Ab Anfang der 1950er Jahre stieg die Nachfrage nach seinen Sportwagen an. Speziell sportliche Erfolge mit dem Modell Siluro in der SCCA-Meisterschaft in den USA sorgten dafür. Hinzu kamen Siege bei der Mille Miglia und gute Klassenergebnisse bei den 12 Stunden von Sebring und den 24 Stunden von Daytona. Ilario Bandini fuhr seine Rennautos gern selbst. So nahm er an mehr als 60 Rennveranstaltungen auf Pisten und am Berg teil. In den Klassen bis 750 Kubikzentimeter und bis einem Liter Hubraum fuhr er 19 Siege und 18 Podestplatzierungen ein.

Autokonstrukteur bis zum Tod

Bis in die 1960er Jahre hinein waren die Sportwagen weltweit erfolgreich. Hinzu kamen Siege mit einem 1959 präsentierten und stetig weiterentwickelten Formel-Junior-Auto. Ilario Bandini baute bis weit in die 1980er Jahre hinein weitere Einzelstücke und Kleinstserien. Dabei wuchsen die Motoren auf bis zu 1,5 Liter. Seine finale Kreation war der 1000 Turbo 16V von 1992. Wenige Wochen nach dem Debüt verstarb er im Alter von 80 Jahren. Zeitgleich endete auch die Firmengeschichte. Bis heute gab es keine Versuch der Wiederbelebung. Dadurch konnte der legendäre Ruf auch nicht beschädigt werden. Seine Heimatstadt benannte zehn Jahre später einen zentralen Platz zum Bandini Plaza um. In seiner ehemaligen Werkstatt unterhält die Familie Bandini heute ein kleines Museum mit zehn Bandini Rennfahrzeugen sowie das Bandini Archiv. Letzteres verfügt über alle Produktionsdaten und -zeichnungen.

Im nackten Chassis durch Italien

Während die allermeisten seiner Fahrzeuge offene Ein- oder Zweisitzer waren, plante Ilario Bandini Mitte der 1950er gezielt ein Coupé für die GT-Klasse zu bauen. Aus elliptischen Stahlrohren entstand der zugrundeliegende Rahmen, der lediglich 27 Kilogramm auf die Waage brachte. Das Leergewicht lag bei 670 Kilogramm. Als Fahrgestellnummer vergab Bandini die 1001B, die vermutlich schlicht von der Motornummer des verwendeten Crosley-Vierzylinders übernommen wurde. Dank eines selbstentwickelten Zylinderkopfs mit zwei obenliegenden Nockenwellen standen 67 PS aus 747 Kubikzentimetern Hubraum zur Verfügung. Laut Dino Bandini, Neffe des Firmengründers und Leiter des Museums, fuhr Ilario das nackte Chassis auf eigener Achse zu Zagato nach Turin. Eine Tour von rund 290 Kilometern, die er auf einer behelfsmäßigen Kiste sitzend zubrachte. Heutzutage wären die Schlagzeilen zu einer solchen Aktion vermutlich so gravierend, dass die Firma ihre Pforten schließen müsste.

Renngeschichte in den USA

Die von Zagato gestaltete Coupé-Karosserie kennen Fans in ähnlicher Form bereits vom Moretti 750. Ende 1955 stand der Bandini 750 GT Veloce auf seinen Rädern. Anderthalb Jahre später gewann der Wagen den Concorso di Eleganza in Rimini. Anfang 1959 verschiffte Bandini das Einzelstück in die USA, wo es Teil des werksunterstützten Racemasters-Teams wurde. Mit Fred Haynes und Victor Lukens am Steuer nahm das Coupé an Rennveranstaltungen in Watkins Glen, Bridgehampton, Daytona und Sebring teil. Nach einem kleineren Rennunfall brachte man das Auto zur Werkstatt von Jim McGee. Da Victor Lukens als Fahrzeugbesitzer an den Folgen seines Drogenkonsums verstarb, fand die geplante Reparatur nie statt. Der kleine Sportwagen stand rund 13 Jahre lang unter einem Baum im Hof der Werkstatt. 1978 kaufte Jerry Greaves das Wrack und begann mit der Teilesuche für eine Restaurierung. Dino Bandini kaufte ihm 20 Jahre später alles ab und führte die Arbeiten in Italien durch.

Komplett restauriert

Nachdem die beschädigten Aluminiumteile der Karosserie ausgetauscht und der Originalmotor überholt worden waren, erhielt der Bandini eine originalgetreue Lackierung. Diese reproduziert zum Teil die Optik als Rennauto in den USA. Seine Seltenheit und der hervorragende Zustand machen den Wagen bereit für klassische Rennen wie die Mille Miglia und Concours-Veranstaltungen. Tatsächlich liegt bereits eine Einladung zum Concorso di Eleganza an der Villa d’Este in diesem Jahr vor. Ob der einzigartige Bandini dort auftaucht darf jedoch ein neuer Besitzer entscheiden. Das Bandini Museum entschloss sich dazu, diesen Wagen versteigern zu lassen. Hierfür wählte man das Pariser Auktionshaus Artcurial im Rahmen der Retromobile am 18. März. Dabei erwartet man zwischen 400.000 und 600.000 €. Viel Geld für ein kleines Fahrzeug, aber wenig für ein einmaliges Rennauto.

Bilder: Artcurial, Peter Singhof, Dino Bandini Archives