Bugatti Heritage – Rekorde im Jahr 2020

Im zurückliegenden Jahr erzielte Bugatti einen Rekord, den zuvor keine andere Marke geschafft hat. Die fünf teuersten versteigerten Autos stammen allesamt aus Molsheim. Trotz der Corona-Pandemie erzielten diese Klassiker aus der Vorkriegszeit hohe Preise. Frank Wilke, Geschäftsführer von Classic Analytics fasst das Jahr zusammen: „Bugattis aus der Ära von Ettore und Jean Bugatti, speziell im Originalzustand und mit Rennhistorie, gehören seit jeher zu den teuersten Oldtimern am Markt. Dieser Trend hat sich trotz des generell nachlassenden Interesses an Vorkriegsfahrzeugen gehalten und sogar gesteigert. Die aktuelle Situation hat zwar den Auktionsmarkt verändert, von Präsenz-Auktion hin zu Online-Auktionen. Doch die Preise für exklusive, klassische Fahrzeuge bleiben auch weiterhin stabil auf einem hohen Niveau. Jedes historische Bugatti-Fahrzeug ist einzigartig. Typen, die zwischen 1920 und bis Ende der 1930er-Jahre gebaut wurden, setzten Maßstäbe sowohl im Bereich Leistung als auch Design. Die diesjährigen versteigerten Fahrzeuge waren aber in Bezug auf Historie und Originalität ganz besonders“.

Platz 5 – Typ 55 SS (#55221)

Zwischen 1932 und 1935 entstanden in Molsheim 38 Fahrgestelle des Bugatti Typ 55 SS (Super Sport). 14 davon erhielten eine von Jean Bugatti gestaltete Roadster Karosserie. Andere dienten als Rennfahrzeuge. Zwei Typ 55 schafften es in diese Top-5-Liste. Im Rahmen der Retromobile in Paris versteigerte Bonhams diesen Wagen. Chassisnummer 55221 startete mit Louis Chiron und Graf Guy Bouriat-Quintart 1932 bei den 24 Stunden von Le Mans. Ein späterer Besitzer ließ sich bei Figoni et Falaschi eine offene Roadster-Karosserie aufbauen. Anschließend verblieb das Auto für rund 60 Jahre in Familienbesitz. Bei der Auktion in Paris kletterten die Gebote bis auf 5,07 Millionen US-Dollar, ehe der Zuschlag erfolgte.

Platz 4 – Typ 35C (#4871)

Gooding & Company versteigerte im September 2020 in London einen Bugatti Typ 35C Grand Prix von 1928. Nach der Targa Florio im gleichen Jahr ging der Wagen an die französische Rennfahrerin Jannine Jennky. Sie erreichte mit dem Typ 35C den Gesamtsieg beim ersten jemals ausgetragenen Coupe de Bourgogne in Dijon. In der Zeit zwischen 1932 und der Auktion folgten lediglich vier weitere Besitzer. Der unglaublich gut erhaltene Originalzustand bewog einen Bieter zu einem Höchstgebot von 5.230.000 US-Dollar.

Platz 3 – Typ 55 SS (#55220)

Nach dem Typ 55 SS auf Rang 5 folgt auf Platz 3 der zweite Wagen. Erstbesitzer dieses Exemplars mit Werks-Roadster-Karosserie von Jean Bugatti war Victor Rothschild, der spätere dritte Baron Rothschild. Erst nach 50 Jahren verkaufte er seinen Bugatti an den Bostoner Professor Dean S. Edmonds junior. Der bezahlte Preis von 440.000 Pfund machte ihn zum damals teuersten in Großbritannien verkauften Auto. Edmonds ließ den Typ 55 umfangreich restaurieren. Anschließend gewann der Bugatti 1993 den ersten Platz in seiner Klasse beim Concours d’Elegance in Pebble Beach. Bonhams versteigerte das Auto im März 2020 in Amelia Island für 7,1 Millionen US-Dollar.

Platz 2 – Typ 57 S Atalante (#57502)

Vom Typ 57 S Atalante mit seiner aufregenden Karosserie entstanden lediglich 17 Exemplare. Jean Bugatti selbst schwang hier den Zeichenstift. Das durch Gooding & Company versteigerte Auto kaufte 1937 als Erstbesitzer der britische Rennfahrer Earl Howe. Dieser genoss die 175 PS des 3,3 Liter großen Reihenachtzylindermotors für einige Zeit. Bei der Auktion in London erzielte der Wagen nun einen Zuschlagspreis in Höhe von 10,44 Millionen US-Dollar.

Platz 1 – Typ 59 Sports (#57248)

„Bei unserer ersten jemals in Großbritannien abgehaltenen Auktion konnten wir 2020 viele neue Rekorde aufstellen, darunter der Verkauf des teuersten Bugatti, der jemals bei einer öffentlichen Auktion ersteigert wurde, ein 1934er Bugatti Typ 59 Sports“, berichtet David Gooding, Gründer und Präsident des Auktionshauses Gooding & Company. Bei dem Fahrzeug handelt es sich um einen Typ 59, der ursprünglich als reiner Rennwagen für das Bugatti Werksteam konstruiert wurde. Tatsächlich gewann man mit ihm 1934 den Großen Preis von Belgien in Spa und holte zudem den dritten Platz beim Grand Prix de Monaco. Nach dieser Rennsaison erhielt der Typ 59 einen Umbau zum Straßensportwagen. Diesen kaufte 1937 König Leopold von Belgien. Dank seines unrestaurierten Originalzustands erzielte dieser Bugatti ein Höchstgebot von 12.681.000 US$.

Preissteigerung überrascht nicht

Obwohl Vorkriegsautos immer weniger Interesse finden, bilden Fahrzeuge von Bugatti hier eine Ausnahme. Das hohe Level an technischen Innovationen und das oftmals einzigartige Design verschaffen den Molsheimer Klassikern eine eigene Aura. Auch die zweifelsfrei wertvollsten Oldtimer der Welt stammen von Bugatti. Es handelt sich um den nur sechsmal gebauten Typ 41 Royale und den nur dreimal produzierten Typ 57 SC Atlantic. Sollte ein solches Fahrzeug auf den Markt kommen, sind Preise im hohen achtstelligen Bereich zu erwarten. Falls der dritte, als verschollen geltende Typ 57 SC Atlantic wieder auftauchen sollte, dürfte eventuell sogar ein neunstelliger Preis möglich sein.

Bilder: Bugatti, Bonhams, Gooding & Company