Chrysler ST Special by Ghia

Nachdem die entbehrungsreichen Nachkriegstage der späten 1940er Jahre vergangen waren, begannen mit den 50ern erneut goldene Zeiten im europäischen Automobilbau. Auf den Messen standen wilde Konzeptfahrzeuge und Einzelstücke auf Großserienbasis. Heute sind diese Designexzesse oft gesucht und räumen auf Schönheitswettbewerben Preise ab. Eines dieser Fahrzeuge stand 1955 auf der Turin Motor Show auf dem Stand von Karosseriebauer Ghia und basierte auf einem Chrysler. Dort hatte man erkannt, dass die wilden Showcar-Ideen von Virgil Exner gut und kostengünstiger bei den renommierten Betrieben in Übersee in Blech geformt werden konnten als daheim in den USA. So entstanden zwischen 1951 und 1959 diverse Konzeptstudien des Chrysler-Konzerns bei Ghia.

Auf Bestreben des französischen Chrysler-Importeurs Charles Ladouch entstanden sogar einige Kleinserien auf Basis von Serienmodellen der Amerikaner, deren Optik sich stark an den auffälligen Studien orientierte. Eine dieser Serien war der von 1954 bis 1955 angebotene ST Special auf Basis des New Yorker. Von diesem Basisfahrzeug übernahm Ghia dabei die Stoßstangen und Scheinwerfer sowie das Armaturenbrett in seiner Grundform. Ansonsten verlieh man dem Wagen jedoch eine ganz neue Anmutung durch einen flachen Coupé-Aufbau mit typisch italienischen Formen. Im Gegensatz zur reinen Umsetzung bei den Studien konnte sich Ghia hier frei austoben und eigene Gestaltungsideen einfließen lassen. So kam es zu einer Gürtellinie mit Aufwärtsschwung hinter den Türen und zeittypischen kleinen Heckflossen, die komplett von den chromeingefassten Rückleuchten eingenommen wurden.

Unter der langen Motorhaube des Chrysler ST Special by Ghia findet sich ein 5,6 Liter großer Hemi-V8-Motor mit 250 PS, die über eine Zweigang-PowerFlite-Automatik auf die Hinterräder gelangen. Im Laufe der beiden Produktionsjahre baute Ghia lediglich vier Exemplare dieses besonderen New Yorker, von denen je zwei nach Italien und Frankreich gingen. Das nun von RM Sotheby’s angebotene Fahrzeug diente wie bereits anfänglich erwähnt als Exponat auf der Turiner Autoshow 1955. Anschließend erwarb der Chef des französischen Kunststoffunternehmens Gilac, Oscar Lacroix, den Wagen und ließ ihn auf dem Pariser Kennzeichen 8996-EK-75 zu. Bis in die späten 60er wechselte das Fahrzeug dreimal den Besitzer, bevor er über den Chrysler-Händler in Puteaux an einen Sammler ging.

2014 tauchte der Wagen schließlich in der Normandie als Restaurierungsprojekt mit teilweise auf die Lackierung vorbereiteter Karosserie und bereits überholtem Antriebsstrang wieder auf. Der heutige Besitzer schickte ihn zur Vollendung zu einem Fachbetrieb im Süden der USA. Er zeigt sich heute, nach einer umfangreichen Restaurierung, wieder in den originalen Farben Kupfer und Weiß. Innen trägt der Wagen Leder in ‚Havana‘ und ‚Ivory‘ mit passender Keder. Für die Auktion im Rahmen der Monterey Car Week erwartet RM Sotheby’s einen Zuschlagspreis im Bereich zwischen 600.000,- und 800.000,- US$ (rund 528.600,- bis 704.800,- €).

Bilder: RM Sotheby’s, Darin Schnabel