Citroën 2CV 4×4 Sahara
Wie würden Sie ein Allradfahrzeug entwickeln? Vermutlich würden Sie mit dem Antriebsstrang beginnen, möglicherweise auf eine gute Gewichtsverteilung achten und erst zum Schluss eine Karosserie gestalten, oder? Citroën ging Ende der 1950er Jahre den umgekehrten Weg. Damals hatte Frankreich zahlreiche Kolonien in Nordafrika. Dort benötigte man andere Fahrzeuge als in Kontinentaleuropa. Daher entwickelte Citroën den bereits erfolgreich am Markt platzierten 2CV weiter. Während die Karosserie fast unverändert blieb, konzentrierten sich die Ingenieure besonders um alles darunterliegende. Anstatt dem kleinen Zweizylinder-Boxermotor eine Kardanwelle zur Hinterachse zu verpassen, kam man zu einer anderen Lösung. Der 1958 erstmals präsentierte 2CV 4×4 Sahara erhielt ganz einfach einen zweiten Motor nebst Getriebe sowie einen verstärkten Rahmen mit Unterfahrschutz. Der zweite Antriebsstrang nutzt den Platz, der beim normalen 2CV dem Gepäck vorbehalten ist.
Zwei Schlüssel, ein Schalthebel
Allradantrieb hat diese 2CV-Variante nur, wenn beide Motoren laufen. Alternativ kann sie nur mit dem vorderen oder nur mit dem hinteren Triebwerk gefahren werden. Beide starten mit separaten Schlüsseln am Armaturenbrett. Die Schlüssel zu einem Bund zusammenzuführen ist also keine gute Idee. Im Gegensatz zum normalen 2CV ragt bei der Sahara-Ausführung kein Schalthebel unter dem Armaturenbrett hervor. Stattdessen sitzt ein Hebel auf dem Mitteltunnel, der gleichzeitig beide Getriebe ansteuert. Wenn nur ein Motor läuft, beträgt die Höchstgeschwindigkeit 65 km/h, laufen beide sind es 105 km/h. Unter den beiden vorderen Sitzen befindet sich jeweils ein 15 Liter großer Benzintank. Entsprechend eingeschränkt ist die Reichweite. Durch den Bimotorantrieb bot der 2CV 4×4 Sahara jedoch durchgehend Traktion, auch wenn ein Rad mal durchdrehte. Dies machte das Modell für Offroadfahrer interessant.
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Einer von 694 bei RM Sotheby’s
Nach der ersten Vorstellung des Modells vergingen zwei Jahre, ehe der 2CV 4×4 Sahara offiziell erhältlich war. Von außen ist diese Variante am Reserverad auf der Motorhaube, den Tankdeckeln in den vorderen Türen, anderen Radabdeckungen hinten und der Entlüftungsöffnung über der hinteren Stoßstange zu erkennen. Der Grundpreis fiel doppelt so hoch wie für einen normalen 2CV aus. Damit hielt sich die Nachfrage in Grenzen. Lediglich 694 Exemplare entstanden zwischen 1960 und 1971. Eines davon kommt diesen Monat bei RM Sotheby’s im Rahmen der „Open Roads“-Onlineauktion unter den Hammer. Auf den Erstbesitzer in Portugal folgte 1966 das französische Bau-Konglomerat Sainrapt et Brice. Ab 1973 gehörte das Auto für 30 Jahre erneut einem Portugiesen. Danach wechselte es einige Male den Besitzer, ehe es 2018 vom aktuellen deutschen Besitzer ersteigert wurde. Er sorgte für eine H-Zulassung. RM Sotheby’s macht keine Angaben zum Estimate, aufgrund der Seltenheit ist aber von einem sechsstelligen Preis auszugehen.
Bilder: RM Sotheby’s, Dirk de Jager