Ferrari P80/C

Normalerweise erstellt die Special Projects Abteilung (SP) bei Ferrari ausschließlich straßenzugelassene Einzelstücke für absolute VIP-Kunden. In seltenen Fällen gab es auch je ein zweites Exemplar des entsprechenden Wagens. Seit 2015 liefen nun jedoch die Arbeiten am bisher aufwändigsten und langwierigsten Unikat der Firmengeschichte. Als Basis wählte man den 488 GT3, der nicht nur bereits auf Rennstrecken-Performance ausgelegt ist, sondern zudem im Vergleich zum normalen 488 GTB einen um 50 Millimeter verlängerten Radstand hat. Dadurch konnten die Designer das Cockpit optisch weiter nach vorn versetzen (Cab-Forward-Design).

Dies war auch ein Wunsch des künftigen Besitzers, der den P80/C getauften Rennwagen bei Ferrari in Auftrag gab. Er wollte gezielt eine moderne Interpretation der legendären Rennfahrzeuge 330 P3/P4 und Dino 206 S. Hierfür arbeitete die hauseigene Designabteilung unter Flavio Manzoni Hand in Hand mit den Aerodynamikern und der Entwicklungsabteilung für Rennwagen zusammen. Abgesehen von den optischen Zitaten soll das neue Auto schließlich komplett auf die modernsten Erkenntnisse zurückgreifen. Nachdem erste Designideen als Modelle verwirklicht und mit dem Kunden diskutiert wurden, ging es in den Windkanal, um ein möglichst gutes Ergebnis in Sachen Luftwiderstand und Abtrieb zu erzielen.

Die weit herumgezogene Windschutzscheibe geht in die Seitenscheiben über und diese wiederum in eine schwarz abgesetzte Tasche an den C-Säulen, in denen die Lufteinlässe für das Achtzylinder-Turbotriebwerk sitzen. Die C-Säulen selbst zeigen sich von der Karosserie abgelöst und freistehend wie beim aktuellen Ford GT. Während das Basisfahrzeug ständig an neue Regularien der Motorsportbehörden angepasst werden muss, darf der P80/C frei durchatmen und konnte auch ansonsten entsprechend der Wünsche seines neuen Besitzers aus Hongkong gestaltet werden. So erstellte man einen eigenständigen Frontsplitter und eine modifizierte Gestaltung für den Diffusor, wobei man jedoch dessen Vortex-Generatoren und Winkel beibehielt. Hinter dem Passagierabteil sitzt eine senkrechte Heckscheibe sowie eine flache Motorhaube und ein T-Heckflügel, inspiriert vom Ferrari-Formel-1-Auto aus dem Jahr 2017. Insgesamt stieg die aerodynamische Effizienz im Vergleich zum 488 GT3 um rund fünf Prozent an.

Auf Wunsch des VIP-Kunden lässt sich das Renn-Setup des Wagens mit seinen 18 Zoll großen Slicks für Ausstellungen abbauen, wobei dann 21 Zoll große Räder zum Einsatz kommen. Während die komplette Karosserie aus Kohlefaser besteht, beließ man lediglich wenige Funktionsteile in Sichtcarbon, während ansonsten der Farbton ‚Rosso Vero‘ Verwendung findet. Innen nutzt Ferrari die Komponenten des 488 GT3 mit integriertem Überrollkäfig, aber neu bezogenen Sitzen, Armaturenbrett und Türtafeln.

Bilder: Ferrari