Ford Lotus Cortina Gruppe 5

Wo immer die kleine britische Sportwagenmarke Lotus auftaucht, steckt üblicherweise Musik drin. Musik in Form von reichlich Leistung und gut abgestimmten Fahrwerken, um auf der Rennstrecke viel Fahrspaß zu erleben. Also quasi Musik in den Augen eines Autonarren. In den 1960er Jahren erfolgte eine Anfrage von Ford an die kleine Firma unter Leitung ihres Gründers Colin Chapman bezüglich einer Sportversion des 1962 präsentierten Cortina. Dieser Bitte kam man 1963 gern nach und baute damit eines der erfolgreichsten Fahrzeuge für Tourenwagen-Rennen in der damaligen Zeit. Einer der Gründe für die Erfolge war der von Harry Mundy neu entwickelte Leichtmetallzylinderkopf mit zwei obenliegenden Nockenwellen für den bekannten Kent-Vierzylindermotor von Ford. Damit kletterte die Leistung in der für die Homologation notwendigen Straßenversion auf 106 PS, während im Renntrimm noch deutlich mehr drin war. Die Produktion erfolgte in der Lotus-Fabrik in Cheshunt, wobei Ford die Rohkarosserien des Cortina dorthin anlieferte und Lotus für alle weiteren Veränderungen, die Technik und die Komplettierung der Fahrzeuge verantwortlich war. Im Gegensatz zu den normalen Cortina-Modellen erhielt die Sportversion Türen und Hauben aus Aluminium.

Nicht nur diverse Privatfahrer, auch das Werk selbst nutzte den Ford Lotus Cortina im Motorsport. 1966 entstanden drei Fahrzeuge nach Gruppe-5-Reglement für die British Saloon Car Championship, einem Vorläufer der heutigen BTCC (British Touring Car Championship). Im Gegensatz zu heutigen Zeiten wurden Tourenwagen damals noch offiziell für den Straßenverkehr angemeldet, mussten also neben den Rennregularien auch die der Zulassungsbehörden erfüllen. Eines der drei Werksautos erhielt die britischen Nummernschilder ‚PHK 614D‘ und lief ab März 1966 auf der Rennpiste. Zuerst steuerte ihn niemand geringeres als Jim Clark in einem Regenrennen in Oulton Park. Im Laufe des Jahres folgten Peter Arundell und Jacky Ickx als weitere bekannte Rennfahrer hinter dem Lenkrad.

Im Juni 1966 erhielt der Werks-Cortina bei BRM einen Motorumbau von Vergasern auf eine Benzineinspritzanlage. Dies hielt den Wagen wettbewerbsfähig, was durch gute Platzierungen von Sir John Whitmore, Peter Arundell und Graham Hill untermauert wurde. Mit einem Klassensieg nebst dem zweiten Platz insgesamt beendete der Wagen beim Race of Champions 1967 in Brands Hatch seine Werkskarriere, wurde jedoch in der restlichen Saison 1967 und in 1968 durch das Privatteam A G Dean Racing Ltd weiter genutzt. Ende 1968 verkaufte man den Lotus Cortina an den Privatfahrer Peter Parnell aus Rhodesien (heute Simbabwe), der ihn dort im Rennsport nutzte. Anschließend gehörte das Fahrzeug lange dem Sammler Dave Hannaford in Sambia und schließlich zwei weiteren Beisitzer in Südafrika, bevor es 1997 vom ehemaligen Rennmechaniker von Jim Clark, Cedric Selzar, zurück nach Großbritannien gebracht werden konnte. Er überholte einige technische Komponenten, behielt aber die originale Substanz soweit als möglich bei.

Nun kommt dieser Ford Lotus Cortina mit einer wohl einmaligen Rennhistorie im Rahmen der allerersten Versteigerung von Silverstone Auctions im Rahmen der Autosport International in Birmingham am 12. Januar 2019 unter den Hammer. Dabei erwarten die Experten einen Zuschlagspreis zwischen 180.000 und 200.000 GBP (rund 203.455,- bis 226.060,- €).

Bilder: Silverstone Auctions, Red Marlin