Glas Goggomobil TL-250
Mitten ins Wirtschaftswunder hinein rollten aus den verschiedensten Ecken Deutschlands kleine Autos, die für einen Großteil der Bevölkerung halbwegs erschwinglich waren. Nicht wenige davon gab es in der einen oder anderen Version auch für gewerbliche Nutzer. So entstanden VW Käfer und BMW Isetta mit Pritschenaufbauten, aber auch erste vollwertige Transporter wie zum Beispiel den Volkswagen T1 oder unser heutiges Themenfahrzeug. Dies basierte zwar vollkommen auf einem Kleinstwagen, übernahm optisch allerdings lediglich die Leuchten und einige kleine Details. Er entstammte aus der Firma von Hans Glas in Dingolfing und nahm als Grundlage tatsächlich das kleine Goggomobil als technische Ausgangsbasis. Damit stand ein kleiner Nachteil von Anfang an fest: der Laderaum reduzierte sich um den Motorraum herum. Das Entwicklerteam entschloss sich zudem aufgrund des geringen Radstandes von 1,8 Metern auf mehr als zwei Türen seitlich zu verzichten. Diese legte man stattdessen bewusst als Schiebetüren aus, um den kleinen Transporter auch in engen Gassen und Parklücken problemlos nutzen zu können. Am Heck gab es eine Doppeltür. Alternativ gab es auch eine Variante mit Fahrerkabine und offener Pritsche mit oder ohne Planenverdeck.
Das Goggomobil TL debütierte 1956 auf der IFMA und fand schnell großes Interesse bei der Deutschen Bundespost. Dieses Unternehmen allein kaufte bis 1965 rund 2.000 Exemplare zur Post- und Paketauslieferung. Da die Gesamtproduktion lediglich 3.667 TL umfasste, handelte es sich beim Post-Auftrag zweifellos um den Löwenanteil. Die Variante mit offener Ladefläche ging indes häufig an kommunale Stellen für die Straßenreinigung oder als Schneeräumfahrzeuge. Die restlichen Wagen gingen überwiegend an Kleinunternehmer in Westeuropa, wurden jedoch auch offiziell in den USA über die Firma Continental Car Combine angeboten. Dabei standen auf allen Märkten wie beim normalen Goggomobil drei Motorisierungen zur Auswahl. Als TL-250 standen 9,9 kW/13,6 PS und 21 Newtonmeter aus einem Viertelliter Hubraum bereit. Im TL-300 waren es 11 kW/15 PS und 23 Newtonmeter aus 296 Kubikzentimetern und im TL-400 sogar 13,5 kW/18,5 PS sowie 32 Newtonmeter Drehmoment aus 395 Kubikzentimetern. Diese Leistung traf bei dem kleinen Transporter auf ein Leergewicht von lediglich 460 Kilogramm und ermöglichte zugleich eine Zuladung von 440 Kilogramm. Für die Kraftübertragung stand ein unsynchronisiertes Viergang-Getriebe bereit. Als offizielle Höchstgeschwindigkeit gab Glas zwischen 65 (TL-250) und 75 km/h (TL-400) an.
Aufgrund der relativ geringen Produktionszahl und dem typischen Autoleben, das ein Nutzfahrzeug üblicherweise führt, sind heute nur noch wenige Goggomobil TL erhalten. Vier Exemplare besaß bis 2013 das Microcar Museum von Bruce Weiner in den USA, bis dieser einen Großteil seiner Sammlung versteigern ließ. Dabei erzielten die kleinen Transporter jeweils zwischen 92.000 und 172.500 US-Dollar. Einen dieser Winzlinge kaufte dabei der Besitzer der Elkhart Collection, die im Oktober diesen Jahres ebenfalls durch das Auktionshaus RM Sotheby’s versteigert wird. Der gelb lackierte Goggo TL trägt einen zeitgenössischen Werbeaufdruck von ‚Original Dubble Bubble‘, einem Kaugummihersteller. Innen ist der Wagen als Einsitzer mit ausklappbarem Beifahrersitz ausgelegt. Bei einer umfangreichen Restaurierung erhielt der Wagen originalgetreue Holzleisten im Fußraum und das Ersatzrad unter dem Armaturenbrett. Bis jetzt hat RM Sotheby’s noch keine Angaben zum angestrebten Zuschlagspreis gemacht. Der Goggo Transporter wird jedoch ohne Reserve (Mindestpreis) angeboten und geht damit auf jeden Fall an den Höchstbieter.
Bilder: RM Sotheby’s