Jaguar XJ13

Mit Fahrzeugen wie dem C- und D-Type war Jaguar über Jahre hinweg eine Macht im internationalen Motorsport. Doch bis 1966 schloss sich eine mehrjährige Pause in der Rennsportabteilung an, um die Produktion des neuen E-Type in geordnete Bahnen zu bekommen. Immerhin überstiegen die Bestellungen aus aller Welt bei diesem Modell jede vorherige Erwartung. Doch Jaguar wollte zurück auf die Pisten, die den Ruhm bedeuteten. Bereits seit 1950 hatten die hauseigenen Ingenieure über einen V12-Motor nachgedacht, der schließlich 1964 erstmals auf dem Prüfstand lief. Ursprünglich entstand aus zwei an der Kurbelwelle zusammengesteckten Sechszylinder-Reihenmotoren aus den legendären XK-Modellen ein erster Prototyp. Daraus wurde ein gänzlich neuer Motor mit Aluminiumgehäuse, neu gestalteten Ansaugbrücken, geänderten Zylinderköpfen mit veränderten Ventilwinkeln und gänzlich neuem Abgassystem. Das finale Triebwerk hatte fünf Liter Hubraum und wird auf 331 kW/450 PS geschätzt.

Vernietete Aluminium-Karosserie

1960 machte man sich in der Entwicklungsabteilung Gedanken darum, welche Bauform ein neues Rennfahrzeug haben müsste, um mit der Konkurrenz mithalten zu können. Schnell fiel die Entscheidung zugunsten des Mittelmotor-Konzeptes. Dennoch dauerte es bis 1965, bis die Arbeiten am Prototypen begannen. Ein Aluminium-Chassis mit vereinfacht ausgeführten Aufhängungsteilen vom E-Type bildeten das Untergerüst. Darüber erstreckt sich eine von Jaguar-Designer Malcolm Sayer betörend geformte, tief geduckte Karosserie. Deren einzelne, von Hand geformte Teile aus Aluminium wurden miteinander vernietet. Sayer hatte vorher bereits C- und D-Type eingekleidet und war später auch für den XJS verantwortlich. Die Form des XJ13 darf zweifelsfrei als sein Meisterwerk angesehen werden. Hinter der Besatzung arbeitete unter einer Plexiglasabdeckung das V12-Triebwerk, von dem lediglich sieben Testaggregate entstanden. Von diesen sieben erhielten jedoch nur zwei die XJ13-Spezifikation – ein Fakt, der später noch bereut wurde.

Projektaufgabe vor Renneinsatz

Als der Prototyp 1966 fertiggestellt wurde, begannen umgehend Testfahrten in Silverstone und auf dem Testgelände MIRA der britischen Automobilindustrie in Nuneaton. Schnell stand dabei jedoch fest, dass man bei der 1966er Ausgabe der 24 Stunden von Le Mans keine Chance haben würde. Speziell nicht gegen den auf sieben Liter Hubraum aufgebohrten Ford GT40 oder den Ferrari P3/4. Hierfür wären teure Weiterentwicklungen an Fahrzeug und Motor nötig gewesen. Diese wollte die British Motor Corporation, zu der Jaguar inzwischen gehörte, nicht bezahlen. Zwar erreichte der XJ13 in MIRA eine Höchstgeschwindigkeit knapp unterhalb der 300-km/h-Marke. Zudem legte er einen neuen Rundenrekord mit einem Durchschnitt von 259 km/h hin, womit das Potenzial des Wagens deutlich aufgezeigt wurde. Aber es nutzte nichts mehr. Der Wagen rollte von den Tests direkt ins Depot.

Crash bei Filmaufnahmen

Als 1971 die dritte Serie des Jaguar E-Type erstmals mit einem V12-Motor präsentiert wurde, wollte man auf dem MIRA-Testgelände einige Werbefilmaufnahmen mit dem Neuling und dem technischen Vorreiter XJ13 drehen. Was dann genau geschah, liegt bis heute im Bereich der Spekulationen. Manche Quellen sprechen von einem Unfall während der Aufnahmen, andere von einer schnellen Runde nachdem die Kameras abgestellt waren. Klar ist einzig, dass der damalige Jaguar-Testfahrer Norman Dewis allein im Fahrzeug unterwegs war. Nahe der Höchstgeschwindigkeit platzte einer der Hinterreifen. Der Wagen geriet ins Schleudern und überschlug sich mehrfach. Dewis war jedoch schnell genug, um die Zündung abzuschalten, somit den Benzinfluss zum Motor zu stoppen und ein Feuer zu verhindern. Dennoch war das Fahrzeug nach diesem Crash ein Totalschaden.

Neuaufbau mit erstem Motor

Anstatt die Reste zu verschrotten und damit ein Stück Markengeschichte aufzugeben, wurde das XJ13-Wrack zurück ins Werk transportiert. Zwei Jahre später begann man in jahrelanger Handarbeit damit, das Unikat zu restaurieren. Es jedoch kaum Aufzeichnungen, geschweige denn Handbücher über den XJ13, wodurch diese Arbeiten nicht unbedingt vereinfacht wurden. Anhand von Fotos und Erinnerungen von Personen, die am Aufbau des originalen Wagens beteiligt waren, entstand das Fahrzeug von Grund auf neu und wurde wieder mit seinem ersten Motor versehen. Jedoch wurde dieser bei einer der ersten Präsentationen des restaurierten Jaguar XJ13 mit einem unüberlegten Gasstoß überdreht und somit zerstört. Nun kam der oben erwähnte zweite XJ13-Motor zum Einsatz. Dieser war zuvor viele Stunden auf dem Prüfstand gelaufen und trug einen reparierten Kolben in sich. Da man keine neuen Kolben für dieses Triebwerk mehr hatte, gab es von nun an ein striktes Verbot für hohe Drehzahlen.

Zweite Restaurierung mit neuen Teilen

Dennoch wollte man den einzigartigen XJ13 weiterhin fahrend auf Oldtimer-Events zeigen. Am Ende machte nicht der geflickte Kolben, sondern eine Bodenwelle in Kopenhagen dem Motor den Garaus. Die Ölwanne setzte auf und verursachte dabei Risse im Aluminium-Motorblock. Der XJ13 rollte wieder für einige Jahre ins Depot. Es folgte die zweite Komplettrestaurierung. Dabei tauschte man einige mechanische Komponenten gegen Teile aus dem XK- und XJ-Baukasten – jedoch nur an unsichtbaren Stellen. Da die Formen für die originalen Felgen nicht mehr existierten, trägt das Auto nun breitere Räder. Hierfür verbreiterte man die Radhäuser ein wenig. Die Karosserie erhielt eine Neulackierung im originalen Dunkelgrün. Das Aluminium im Cockpit wurde gesäubert und wo nötig ersetzt. Heute ist der Wagen Teil der Sammlung des Jaguar Daimler Heritage Trust und wird bei verschiedenen Events weltweit gezeigt.

Bilder: Jaguar, Matthias Kierse