Lancia Beta Montecarlo

Von der einst großen und innovativen Marke Lancia ist aktuell nur ein trauriger Rest übrig. Möglicherweise ändert sich dies in den nächsten Jahren. Der Stellantis-Konzern plant offenbar eine Art Wiederbelebung als luxuriöse Marke für Elektroautos. Bis es soweit ist bleibt jedoch nur der Blick zurück auf sehr unterschiedliche Fahrzeuge, die auf ihre Weise zur Legendenbildung beigetragen haben. Ein Beispiel ist die Baureihe Beta, die im November 1972 für die Mittelklasse debütierte. Der viertürigen Limousine namens Berlina stellte man im Laufe der folgenden Jahre vier weitere Karosserievarianten zur Seite. So gab es ab Sommer 1973 das Beta Coupé, ab Herbst 1974 den Beta Spider und ab Frühling 1975 den Beta HPE (High Performance Estate). Letzteres Modell war ein viersitziges Kombicoupé, das von vorn dem normalen Coupé entsprach, jedoch auf der langen Bodengruppe der Berlina aufbaute. Die finale Variante erschien im Herbst 1975 in Form des Beta Montecarlo.

Mittelmotor-Coupé

Obwohl diese Karosserieversion weiterhin den gleichen Modellnamen trug, hatte sie technisch nicht viel mit den anderen Ablegern zu tun. Lancia griff auf Designentwürfe von Pininfarina zurück, die erstmalig in Form des Abarth 030 und kurz darauf in ähnlicher Form als Fiat X1/9 gezeigt worden waren. Auch der Beta Montecarlo war ein zweisitziges Mittelmotorfahrzeug. Es gab ihn wahlweise mit festem Blechdach oder rollbarem Targaverdeck. In den USA hieß das Modell schlicht Scorpion und erhielt eine veränderte Frontpartie mit runden Klappscheinwerfern anstelle der Doppelscheinwerfer oder eckigen Leuchten in Europa. Dieses Fahrzeug trat als Nebendarsteller im Disney-Kinofilm „Der tolle Käfer bei der Rallye Monte Carlo“ auf. Aufgrund geringer Verkaufszahlen stellte Lancia 1978 die Produktion des Beta Montecarlo ein. Da der Fiat-Konzern jedoch ab 1980 ein neues Basisauto für die Rallye-Weltmeisterschaft benötigte, begann die Fertigung einer zweiten Serie mit zusätzlichen Scheiben in den C-Säulen und modifizierter Front.

120 PS in Europa, 88 PS in den USA

Hinter den beiden Sitzen und einer Schottwand werkelt im Beta Montecarlo ein zwei Liter großer Vierzylindermotor mit 88 kW/120 PS. In der US-Version Scorpion sorgten strengere Emissionsrichtlinien für eine Reduzierung auf 65 kW/88 PS. In der zweiten Serie ab 1980, die nur noch Montecarlo ohne den Beinamen Beta hieß, entfiel das US-Modell. Während die Motorleistung unverändert blieb, vergrößerten die Ingenieure die Bremsscheiben und verbesserten die Bremsanlage mittels eines mechanischen Bremskraftverstärkers. Das hydraulische System der ersten Bauserie hatte sich aus verschiedenen Gründen als unzuverlässig erwiesen. Insgesamt entstanden rund 7.800 Exemplare des Beta Montecarlo und Montecarlo. Bei allen öffnete die flach liegende hintere Motorhaube zur linken Fahrzeugseite. Die angedeuteten C-Säulen erinnern optisch ein wenig an einige Ferrari-Modelle und behinderten die Sicht nach schräg hinten. Unsere Galerie zeigt ein Serie-2-Auto in Japan.

Motorsportversionen für Rallye und Rundstrecke

Auf der Basis des Beta Montecarlo und des Montecarlo der Serie 2 entstanden verschiedene Fahrzeuge für den Motorsport. Einige Exemplare gingen nur leicht verändert in kleinen Klassen bei Rallyes an den Start. Derweil arbeitete Abarth an einer weitreichend veränderten Variante für die Gruppe B, die schließlich als Rally 037 debütierte. Abgesehen von der Motoreinbauposition und wenigen anderen Details hatte der 037 jedoch nicht viel mit dem Basisauto zu tun. Daneben gab es jedoch auch eine Version für Rundstreckenrennen nach Gruppe-5-Reglement. Diese besagten, dass lediglich die grundlegende Silhouette den Serienautos entsprechen musste. Als Lancia Turbo machte der Wagen Schlagzeilen und errang 1980 und 1981 die Markenweltmeisterschaft. Hans Heyer fuhr 1980 zudem den Titel in der Deutschen Rennsport-Meisterschaft ein. Diese Erfolge konnte Lancia allerdings nicht in gute Verkaufszahlen ummünzen.

Bilder: Carzy