Lotus Etna Concept
Elan, Esprit, Elise, Exige, Europa – es gibt viele bekannte Modellnamen aus dem Hause Lotus. Immer wieder haben die leichtgewichtigen Sportwagen überzeugen können. Aber kennen Sie auch den Etna? Diesen Namen trug exakt ein Fahrzeug – und es kam nicht aus Hethel, sondern aus Turin. Giorgetto Giugiaro zeichnete für das Unikat verantwortlich. Er wollte mit dem Konzeptfahrzeug 1984 einen lebensgroßen Entwurf für einen Nachfolger des keilförmigen Esprit abliefern, der 1972 ebenfalls bei seiner Firma Italdesign gestaltet worden war. Nach 12 Jahren befand der Designer die Zeit reif für etwas Neues. Die grundlegende Keilform behielt er bei, sorgte aber auch für klare Einflüsse der 1980er Jahre. Die klaren Flächen und Linien nahmen bereits den Elan (M100) von 1989 ein wenig vorweg. Im Vergleich zum Esprit verlängerte Giugiaro den Radstand um knapp 7,6 Zentimeter, um mehr Platz im Interieur zu gewinnen.
Esprit-Nachfolger mit V8-Motor
Während im Esprit noch Vierzylindermotoren werkelten, warf der Etna bereits einen Blick in die Zukunft. Erst ab 1996 verbaute Lotus in der Mittelmotorbaureihe V8-Triebwerke. Hinter den beiden Sitzplätzen des Etna steckte jedoch bereits 1984 ein Vorläufer dieses Achtzylinders mit dem internen Code Type 909. Obwohl dieser Motor niemals lief und auch nicht mit den Hinterrädern verbunden wurde, gab Italdesign zusammen mit Lotus technische Daten an. So sollten aus vier Litern Hubraum rund 335 PS und 400 Newtonmeter Drehmoment geholt werden. Damit war der Spurt aus dem Stand auf 96 km/h (60 mph) in 4,3 Sekunden angedacht, während die Höchstgeschwindigkeit mit 290 km/h angegeben war. Ein manuelles Fünfgang-Getriebe sollte die Kraftübertragung gewährleisten. Vom Lotus-Formel-1-Team übernahm man das aktive Fahrwerk und die Traktionskontrolle. Hinzu kamen ein Antiblockiersystem und aktive Geräuschdämmung im Innenraum.
Lotus-Fan sorgte für Vortrieb
Auf der British International Motor Show in Birmingham 1984 debütierte der Lotus Etna. Allerdings handelte es sich bei dem ausgestellten Fahrzeug um ein reines Showcar. Es bestand aus Fiberglas, Ton und Holz. Lotus befand sich zwei Jahre nach dem Tod des Firmengründers Colin Chapman tief in einer Krise. Geld für die Entwicklung eines Esprit-Nachfolgers war nicht vorhanden. Somit rollte das vielversprechende Auto ins Depot und blieb dort für rund zwei Jahrzehnte stehen. 2001 entdeckte ein Lotus-Fan das Unikat und konnte es erwerben. Ihm gelang in der Folgezeit, was Italdesign und Lotus 1984 nicht vorgesehen hatten: Er brachte den Type-909-Motor zum Laufen und mit ihm das gesamte Auto. Hierfür passte er ein Esprit-Fahrgestell an die Abmessungen des Etna an. Beim Lotus Festival 2006 in Donnington rollte der Wagen erstmals aus eigener Kraft über die Strecke. 2008 folgte ein Auftritt beim Goodwood Festival of Speed.
Zum Verkauf bei Metropole Classics
Natürlich lässt sich ein solches Konzeptfahrzeug nicht für den öffentlichen Straßenverkehr zulassen. Dennoch handelt es sich um ein faszinierendes Stück Automobilgeschichte. Speziell das von Giorgetto Giugiaro gestaltete Interieur mit zahlreichen Schaltern und Knöpfen spiegelt den Zeitgeist der 1980er wider. Ob der Druck auf diese Knöpfe tatsächlich etwas bewirkt, darf in den meisten Fällen bezweifelt werden. Auch das Zählwerk des Tachos verharrt bei 000000. Trotzdem kann das Fahrzeug mit seinem großen Glasdach auf abgesperrten Strecken aus eigener Kraft bewegt werden. Dass man dabei einen von nur zwei produzierten Lotus Type 909 Motoren hören kann, kommt als Sahnehäubchen hinzu. Metropole Classics aus den Niederlanden bietet das britisch-italienische Einzelstück aktuell für 125.000 € zum Verkauf an.
Bilder: Metropole Classics