Mazda RX-7 254i wiedergefunden
Von allen japanischen Autoherstellern ist Mazda einer der kleineren. Dennoch traut sich die Mannschaft aus Hiroshima immer wieder Dinge zu, die von den größeren Marken direkt ausgeschlossen werden. So gehörte Mazda gemeinsam mit der deutschen Automarke NSU zu den Pionieren bei der Fertigung von Serienfahrzeugen mit Kreiskolbenmotoren (nach ihrem Erfinder Felix Wankel auch oft als Wankelmotoren bezeichnet). Genau genommen sind die Japaner heute der einzige Hersteller weltweit, der weiterhin an dieser Technologie festhält und im Hintergrund weiterentwickelt. Außerdem kann sich Mazda den größten Rennerfolg eines Fahrzeugs mit Kreiskolbenmotor anheften: 1991 gewann man mit dem 787B das 24-Stunden-Rennen in Le Mans.
Diesem großen Erfolg gingen diverse Schritte vorweg, die heute bei vielen Rennsport- und Markenfans eher in Vergessenheit geraten sind. Bereits mit den Modellen RX-2 und RX-3 trat man in Tourenwagenrennen an. Schließlich erfolgte die Premiere des Wankel-Sportwagens RX-7, von dem es im Laufe der Jahre neben Varianten für Rundstreckenrennen sogar eine Rallyeversion gab. Doch an dieser Stelle soll es gezielt um die Rennfahrzeuge 253i und 254i geben, die auf Basis der zweiten RX-7-Generation nach dem Reglement der IMSA GTX-Klasse aufgebaut wurden und mit ihren Breitbauteilen optisch den europäischen Gruppe-5-Autos entsprachen. Alles begann mit den 24 Stunden von Daytona, doch schnell machte das japanische Werksteam die 24 Stunden von Le Mans als prestigeträchtiger aus. Wenn man dort Erfolge vorweisen könnte, würden diese sich weltweit werbewirksam nutzen lassen.
Die ersten Jahre in Le Mans waren für Mazda vor allem eines: Lehrreich. Durch die gewonnenen Erkenntnisse entwickelte man die Fahrzeuge konstant weiter und schraubte die Erwartungshaltung konsequent herunter. 1982 galt bereits eine reine Zielankunft als erstrebenswert. Für die Wagen erhielt man vom Le-Mans-Organisator die Startnummern 82 und 83, die man mit den Fahrerpaarungen Takashi Yorino/Yojiro Terada/Allan Moffat (82) und Tom Walkinshaw/Chuck Nicholson/Peter Lovett (83) besetzte. Während das Walkinshaw-Auto kurzzeitig auf Platz acht lag, dann aber nach 180 Runden mit technischem Defekt ausfiel, erreichte das Schwesterfahrzeug tatsächlich die Ziellinie auf dem 14. Gesamtrang. 1982 markierte auch das Jahr der Einführung des Gruppe-C-Reglements für Sportprototypen, die von nun an den Gesamtsieg in Le Mans und in der Sportwagen-WM unter sich ausmachen würden. Entsprechend stiegen viele Automarken und Chassis-Hersteller in diese Klasse auf – darunter auch Mazda. Sie traten 1983 mit dem neu entwickelten 717C in Le Mans an, während die Zeit der serienbasierten Sportwagen bei internationalen Rennen für die Japaner endete.
Die beiden 254i vom Le-Mans-Einsatz setzte man in der heimischen JPSC ein, wobei die einst weißen Autos nun Gelb (82) und Rosa (83) trugen. Das gelbe Fahrzeug verunfallte beim 1000-Kilometer-Rennen in Fuji und wurde anschließend verschrottet, während das zweite Auto nach diesem Rennen in Privatbesitz überging und aus der Öffentlichkeit verschwand. Erst Ende vergangenen Jahres fanden RX-7-Fans in einer Lagerhalle in der Präfektur Okayama den 254i wieder und luden den ehemaligen Chefmechaniker von Mazdaspeed, Tachimoto-san, ein, um die Echtheit zu bestätigen. Er erkannte Details an der Bremsanlage und der hinteren Aufhängung zweifelsfrei wieder und konnte zudem anhand weiterer Elemente aufzeigen, dass beim kleinen Mazdaspeed-Team damals die Vorjahresautos weiterverwendet und auf die neuesten Erkenntnisse umgebaut wurden. Der wiedergefundene 254i wurde 1981 in Schwarz und Gold lackiert als 253i in Le Mans genutzt und erhielt dann eine neue Frontpartie mit größeren Scheinwerfern, breitere Radhäuser und einen Heckflügel.
Der Mazda RX-7 254i soll nun beim Spezialisten Powercraft in Gotemba in der japanischen Präfektur Shizuoka restauriert werden. Während dort Chassis und Karosserie instand gesetzt werden, geht der 13B-Kreiskolbenmotor zu Isami Amemiya, dem bekanntesten Mazda-Tuner Japans. Das Zweischeiben-Triebwerk soll wieder die Leistung von rund 300 PS bringen, die es 1982 in Le Mans hatte.
Bilder: Powercraft, Best Car