McLaren Speedtail

Das Sportwagenprogramm von McLaren unterteilt sich in die drei Stufen ‚Sports Series‘, ‚Super Series‘ und ‚Ultimate Series‘, wobei letztere nur die absoluten Supersportwagen wie den P1 oder den Senna umfasst. Anfang 2020 gesellt sich ein weiteres Fahrzeug zu dieser Aufzählung hinzu, das ursprünglich unter dem Kürzel BP23 entwickelt wurde und nun mit dem Namen Speedtail präsentiert wurde. Analog zum legendären McLaren F1 der 1990er Jahre entstehen lediglich 106 Exemplare, die bereits vor der ersten VIP-Premiere in London vor einer Woche ausverkauft waren. Preislich liegt jeder einzelner Speedtail bei 1,75 Millionen Pfund zuzüglich Steuern. Es ist das erste von 18 neuen Modellen und Derivaten, die McLaren im Track25-Businessplan ankündigte. Für einige Karosserieteile kommt eine neuartige, von McLaren patentierte Webtechnik zum Einsatz, bei der Kohlefasern und Titanfasern zu ‚Titan Deposition Carbon Fibre‘ verwebt werden. Durch das aufschmelzen einer hauchdünnen Titanschicht bleibt die Festigkeit vollumfänglich erhalten, während zugleich ein besonderes Sichtcarbon mit Chromeffekt-Schimmer entsteht. Es kann in jeder gewünschten Farbe eloxiert und auch für spezielle verwobene Bilder, Symbole oder Wörter genutzt werden.

Wie bereits beim P1 nutzt McLaren auch beim Speedtail eine Kombination aus Verbrennungsmotor, einem vier Liter großen V8-Biturbotriebwerk, mit Elektromotoren. Der Hybridantrieb verfügt über 1.050 PS Systemleistung und sorgt für eine Höchstgeschwindigkeit von 403 km/h. Damit übertrifft der neue Supersportwagen selbst den F1, der es 1998 auf 391 km/h brachte. Um dieses Tempo erreichen zu können, entwickelte man den neuen Velocity-Modus, bei dem die HV-Batterien durch höhere Motordrehzahl vollständig aufgeladen werden und so ihre volle Leistungsfähigkeit bereitstellen. Zudem fahren die digitalen Rückfahrkameras an den Fahrzeugseiten ein und das Fahrwerk senkt sich um 35 Millimeter ab, um den Luftwiderstand zu verbessern. Am Heck sitzen patentierte, aktive Querruder, die in diesem Modus komplett bündig in der Karosserie versenkt sind. Beim Bremsen arbeiten sie auch als Luftbremse, wobei sie tatsächlich die Außenhaut aus flexibler Kohlefaser bewegen, ohne klassische Scharniere oder Anschlagspunkte, wie sie sonst bei aktiven Aerodynamikteilen zu finden sind. Während der McLaren P1 für den Sprint aus dem Stand auf 300 km/h noch 16,5 Sekunden benötigte, legt der Speedtail die gleiche Übung in nur 12,8 Sekunden zurück. Gemeinsam mit Pirelli entstanden spezielle P-Zero-Reifen, die auf Beschleunigungsvermögen und Höchstgeschwindigkeit des Wagens abgestimmt sind.

Innen nimmt der Fahrer wie einst im McLaren F1 mittig hinter dem Lenkrad Platz, während links und rechts von ihm nach hinten versetzt zwei Passagiere mitfahren können. Hochauflösende Displays an den Seiten geben die Bilder der Rückfahrkameras wieder, während auch das eigentliche Cockpit mit drei Displays arbeitet. Zwei davon sind Touchscreen-Displays, über die alle Komfort- und Infotainment-Funktionen angesteuert werden können. Lediglich der Startknopf, die Fensterheber, die Türöffner, die Getriebewahlknöpfe und das Active Dynamics Panel sitzen am Dachhimmel. Ihr Gepäck können die Mitfahrer in einem maßgeschneiderten Gepäckset in zwei Kofferräumen vorn und hinten unterbringen. Leder, Alcantara, Kohlefaser und Metall lassen sich von den 106 neuen Besitzern individuell farblich abstimmen. Neben Anilinleder kommt auf Wunsch auch ein neues sehr leichtes Leder zum Einsatz. Während das Vorführfahrzeug außen in ‚Speedtail Silver‘, einem speziell entwickelten Nano-Metallic-Lack glänzt, können die Kunden natürlich auch hier aus der breiten Farbpalette von McLaren wählen oder eigene Farbtöne vorschlagen.

Radikaler Leichtbau ergibt trotz der Hybridtechnologie ein Trockengewicht von nur 1.430 Kilogramm. Hinzu kommt die extrem aufs Wesentliche reduzierte Formgebung, bei der alle störenden Elemente konsequent vermieden wurden. Daher verfügt der Speedtail auch über die bereits angesprochenen ausfahrbaren Rückfahrkameras anstelle von Rückspiegeln. Die vorderen Räder können mit statischen Aeroabdeckungen verkleidet werden, um den Fahrtwind noch effektiver um die Radkästen herumzuführen und damit Turbulenzen zu vermeiden. Selbst die Dachhutze für den Frischlufteinlass des V8-Benziners ist so gestaltet, dass sie den Luftwiderstand nicht erhöht. Im Vergleich zum P1 fällt auf, dass der Speedtail schmaler, aber mit 5.137 Millimetern fast einen halben Meter länger ist. Spannend bleibt die Frage, wieviele Exemplare des Speedtail nach ihrer Auslieferung tatsächlich am Straßenverkehr teilnehmen werden.

Bilder: McLaren