Mercedes-Benz CLK GTR
Mitte der 1990er Jahre setzte in der Sportwagenkategorie der FIA-GT-Meisterschaft ein regelrechter Boom ein. Immer mehr Hersteller konnten sich ein Engagement vorstellen und rüsteten ihre Fahrzeuge für die GT2-Kategorie aus, die damals relativ seriennah daherkam. Darüber schrieb die Motorsportbehörde die GT1-Kategorie aus, deren Regeln deutlich mehr Freiheiten erlaubten. Sie schrieben aber auch eine straßenzugelassene Variante vor, die vom TÜV oder einer vergleichbaren Prüforganisation abgenommen werden musste. Diesen hohen Aufwand scheuten viele Marken. Einzig Panoz, Porsche, Lotus, McLaren und Mercedes-Benz stiegen wirklich in diese Klasse auf. Ferrari entwickelte zwar den F50 GT, setzte diesen aber letztlich nicht ein. Als Gentlemen’s Agreement verständigten sich die Hersteller eigentlich auf eine Mindestanzahl von 25 Straßenfahrzeugen, allerdings hielten sich nur Porsche und Mercedes-Benz daran, diese kompromisslosen und extrem teuren Wagen wirklich aufzubauen – vermutlich waren die beiden deutschen Marken aber auch die einzigen aus der Reihe der genannten, die einen passenden Kundenkreis für diese Autos hatte. McLaren ist an dieser Stelle ausgenommen, da der F1 bereits als Straßenversion existierte, bevor die Rennversion entwickelt wurde. Panoz, Lotus, Porsche und Mercedes entwickelten stattdessen erst das Rennauto und versuchten dieses danach erst mit einem Nummernschild zu versehen.
Nachdem die beiden schwäbischen Hersteller zum einen mitbekommen hatten, dass die anderen Hersteller niemals auf die 25 Exemplare der Straßenversionen kommen würden und zudem das Kundeninteresse irgendwann auszubleiben drohte, reduzierten beide ihre Produktionszahlen. Porsche kam letztlich auf zwei 993 GT1 und 21 996 GT1, während Mercedes-Benz vom CLK GTR exakt 20 Coupés fertigte. Jahre später ließ die HWA AG als Rennabteilung des Stuttgarter Herstellers aus den bereits fertiggestellten Carbon-Monocoques der restlichen Fahrzeuge sowie einem Ersatz-Monocoque sechs CLK GTR Roadster folgen. Heutzutage erleben die Straßenfahrzeuge erhöhtes Interesse aus Sammlerkreisen und erzielen, wenn sie mal auf Auktionen angeboten werden, Höchstpreise. Der ehemalige RM-Auktionator und heutige Autohändler Max Girardo bietet nun das CLK GTR Coupé mit der Limitierungsnummer 02/25 an, die für sich genommen noch auf die ursprünglich geplante Stückzahl hindeutet.
























































Um im Rennsport erfolgreich zu sein, orientierte sich die HWA AG im Auftrag von Mercedes-Benz und AMG bei der Entwicklung des CLK GTR am bisherigen Platzhirsch McLaren F1. Man besorgte sich sogar einen F1 GTR, den man als Referenzfahrzeug und Testträger für Motor und Fahrwerksteile sowie kleinere Aerodynamikversuche auf Rennstrecken nutzte. Direkt hinter dem Cockpit der Rennversion ist in Mittelmotorlage ein sechs Liter großer V12-Saugmotor verbaut, der für die Straßenversion auf sieben Liter vergrößert wurde. So erzielte man eine haltbare und zuverlässige Leistung in Höhe von 450 kW/612 PS, die über ein sequenzielles Sechsgang-Getriebe die Hinterachse erreichen. Später gab es für Kunden die Möglichkeit, eine Super Sport Variante mit 7,3 Liter großem und 664 PS starkem V12-Triebwerk zu bestellen, die auch als Nachrüstlösung möglich war. Die Roadster holten aus sechs Litern 630 PS. Vom Rennauto unverändert übernommen wurde hingegen das pneumatische Wagenhebersystem.
Während die Rennautos verständlicherweise jedes kleinste Gramm Gewicht einsparten, boten die Straßenfahrzeuge vergleichbar viel Luxus. Leder, Alcantara oder auf Wunsch auch klassisch-karierter Stoff überzogen die fest verbauten Sitzschalen, während das abnehmbare Airbag-Lenkrad mit Schaltwippen und die Pedalerie in geringem Maße mechanisch verstellbar sind und somit an die Größe des Fahrers angepasst werden können. Dennoch sitzt man im Vergleich zu einem normalen CLK eher beengt. In den breiten Seitenschwellern, die beim Ein- und Aussteigen durch die nach oben und vorn aufschwenkenden Türen jedesmal überquert werden müssen, befinden sich auf jeder Fahrzeugseite Gepäckfächer. Zur Serienausstattung zählten ein CD-Radio und eine beheizbare Windschutzscheibe, während eine Klimaanlage optional erhältlich war. Außen beließen die Schwaben fast alles bei der marzialischen Optik des Rennwagens, integrierten jedoch einen Heckflügel in die Motorabdeckung und erhöhten die Bodenfreiheit, weshalb an allen vier Radhäusern breitere Carbonstreifen in Wagenfarbe angebracht wurden. Damit wären wir auch schon bei der Farbauswahl, die sich heutigen Interessenten bietet: Sie können den CLK GTR in jeder Farbe haben, solange diese Silber ist. Naja, fast. Ein Exemplar verließ das Werk in Rot und eines in Schwarz. Während der rote Wagen inszwischen ebenfalls Silber trägt, wurde ein anderes Fahrzeug auf Dunkelblau umlackiert.
Mit einem Verkaufspreis von umgerechnet 1.983.600,- € war der CLK GTR 1998 das teuerste Serienfahrzeug der Welt. Heute erreichen die selten angebotenen Fahrzeuge doppelt so hohe Preise. Girardo & Co gibt den Wert für Coupé 02/25 nur auf Anfrage heraus. Dieses Exemplar hat bisher erst eine Laufleistung von 2.730 Kilometern eingefahren, wurde jedoch stets aufwändig bei HWA und SPS gewartet. Alle Werksumfänge wie die Bordmappe, das Warndreieck, der Verbandskasten und ein Metallgestell inklusive Drehmomentschlüssel, Unterlegeplatten für das Wagenhebersystem und einem Batterieladegerät sind im Verkaufsumfang enthalten.
Bilder: Girardo & Co