Mitsubishi Starion ESI-R

Kennen Sie noch die japanischen Sportwagen und Sportcoupés der 70er, 80er und 90er Jahre? Nein? Da gab es die bekannteren Modelle wie den Mazda RX-7, Toyota Supra oder die Z-Reihe von Nissan/Datsun (beginnend beim 260Z und bis heute mit dem 370Z fortgesetzt). Daneben rollten aber auch unbekanntere Modellreihen von den Produktionsbändern diverser Hersteller, deren Bezeichnungen wie MX-3, MX-6, XV, SVX, NSX, Prelude, CRX, 100NX, 200SX, Piazza, FTO oder 3000GT eher an elektronische Haushaltsgeräte erinnerten. Selbst Toyota, wo eigentlich vollwertige Namen wie Celica gepflegt wurden, stieg mit dem Mittelmotormodell MR-2 in die Kürzelwelt ein. Auch Mitsubishi hatte die Tradition von konsequenten Modellnamen lange bewahrt, ehe man auf FTO und 3000GT umstieg. So gab es ab Mitte der 1970er den Celeste, anschließend den Cordia und darüber als Topmodell den Starion.

Letztgenanntes Sportfahrzeug soll heute unser Thema sein. Laut Mitsubishi leitet sich der Name vom unverwundbaren Pferd Arion aus der griechischen Mythologie ab, nach dem auch ein Stern benannt wurde. Der ‚Star of Arion‘ ergibt dann in Kurzform Starion. In diversen Online-Veröffentlichungen findet sich hingegen die Vermutung, die japanischen Ingenieure wären sich nicht sicher gewesen, wie man das englische Wort ‚Stallion‘ (Hengst) richtig ausspricht. Allerdings passt die mythologische Erklärung besser ins Bild, da auch die Modelle Colt und Eclipse ihre Namen von Pferden übernahmen. Unter dem Blechkleid mit langer Motorhaube, flach abfallender Heckscheibe und entsprechend kompakt geschnittenem Passagierabteil befindet sich eine klassisch konstruierte Plattform mit Motor vorn und angetriebener Achse hinten, die vom Vorgängermodell Sapporo übernommen wurde. Unter der Haube saß ein Vierzylinder-Turbomotor, den es je nach Markt in zwei unterschiedlichen Hubraumgrößen sowie in diversen Leistungsstufen gab.

In Europa wurde der Starion ab 1982 vor allem mit dem zwei Liter großen Triebwerk mit elektronischer Einspritzung und ohne Ladeluftkühlung bekannt. Damit standen 125 kW/170 PS und 245 Newtonmeter Drehmoment zur Verfügung, die das Coupé in Kombination mit dem manuellen Fünfgang-Getriebe in 7,6 Sekunden auf Tempo 100 und bei Bedarf auf eine Höchstgeschwindigkeit von 220 km/h beschleunigten. Mit Ladeluftkühler stieg die Leistung ab 1985 auf 180 PS. Besonders für den US-Markt gab es ab der Modellpflege 1986 einen 2,6 Liter großen Turbomotor, der in drei Leistungsstufen angeboten wurde. Inklusive Ladeluftkühlung waren ab Werk bis zu 140 kW/191 PS in Kombination mit 318 Newtonmetern Drehmoment erhältlich. Diese steckten in der ebenfalls erst ab 1986 erhältlichen Widebody-Karosserie mit eckig ausgestellten Kotflügeln und erhielten in den USA das Kürzel ESI-R als Erkennungsmerkmal.

Obwohl Mitsubishi von allen Versionen zusammen bis 1989 insgesamt 49.659 Exemplare produzierte, ist der Starion inzwischen eine wirkliche Rarität. Die allermeisten wurden gefahren, bis sich kein Rad mehr drehte oder der Rost eine TÜV-Vorführung unmöglich machte. So blieben in den KBA-Zulassungslisten 2015 lediglich 52 von einst über 3.300 Exemplaren in Deutschland übrig. Eigentlich erstaunlich, wenn man die Rennerfolge des Wagens in Betracht zieht. So gewann man in den USA viermal in Folge das Nelson Ledge 24-Stunden-Rennen als Bestandteil der SCCA, die man als Meisterschaft zwischen 1984 und 1988 beinahe nach Belieben in unterschiedlichen Klassen beherrschte. Hinzu kamen weitere Erfolge in den Niederlanden, Großbritannien, Macao und Australien sowie im heimischen Japan und auf Rallyepisten der Paris-Dakar, Milles Piste, Hongkong-Peking und weiteren Veranstaltungen.

Bei RM Sotheby’s kommt nun ein frühes Widebody-Fahrzeug im Rahmen der Techno Classica Essen unter den Hammer. Es gehörte ursprünglich dem Antiquitätenhändler Roy Yeabsley aus Santa Barbara/Kalifornien, der diesen Starion ESI-R im November 1986 interessanterweise beim örtlichen Nissan/Datsun-Händler kaufte. Für die folgenden 30 Jahre bis zu seinem Tod behielt er den 2+2-Sitzer und pflegte ihn intensiv. Allzuviel bewegt hat er ihn jedoch nicht. Auf dem Tacho stehen bis heute weniger als 9.300 Meilen. 2016 wurde der Starion ein Bestandteil der Youngtimer Collection in der Schweiz, die aktuell von RM Sotheby’s etappenweise versteigert wird. Somit handelt es sich hier um eine wirklich seltene Gelegenheit, die mit einem Schätzpreis zwischen 10.000,- und 15.000,- € zudem als Schnäppchen gelten darf. Ein vollausgestattetes Sportcoupé der 80er in bestem Zustand kommt so schnell wohl nicht wieder auf den Markt.

Bilder: RM Sotheby’s, Tom Wood