Porsche 356 B Carrera 2
Im Laufe seiner Evolution erhielt der 1948 präsentierte Porsche 356 diverse Leistungsstufen und veränderte zudem sein Aussehen kontinuierlich. Nach den Werksferien des Jahres 1959 erfolgte zum zweiten Mal eine große Modellpflege, durch die intern anschließend vom 356 B gesprochen wurde. Die Scheinwerfer wanderten ein wenig nach oben, wodurch sich auch die Linienführung der vorderen Kotflügel und die Positionierung der Stoßstange veränderte, unter der sich nun außen zusätzliche Lufteinlässe zur Belüftung der Trommelbremsen befanden. Daran angepasst erhielten die Fahrzeuge auch neu gestaltete hintere Stoßstangen. Hinzu kamen neue Radkappen mit zentral integriertem Porsche Logo. Als neues Topmodell erschien der Super 90, der zusätzlich zur Drehstabfederung eine querliegende Blattfeder zum Ausgleich der Wankneigung in Kurven, die sich am Differenzial abstützte. Neben dem klassischen Coupé gab es das Cabriolet, das Hardtop Coupé mit fest verschweißtem Hardtopdach und Stufenheck-artiger Gestaltung, das ab 1960 bei Karmann in Osnabrück entstand. Anstelle des bisherigen Speedsters brachte Porsche den Roadster mit etwas höherer Windschutzscheibe auf den Markt, den man gemeinsam mit dem Karosseriebauer D’Ieteren in Belgien anfertigte. Ab Mitte 1962 sprechen Porsche-Kenner beim Coupé vom T6 mit größerer Windschutzscheibe und vergrößertem Heckfenster sowie breiterer, kantigerer Fronthaube. Zudem wanderte nun der Tankdeckel in den vorderen rechten Kotflügel und der Deckel über dem Motor erhielt zwei anstatt ein Kühlergitter.
Zu Beginn der 1960er Jahre entstanden erste Ableger für den Motorsport, wofür in der Motorenentwicklung unter der Leitung von Ernst Fuhrmann neue Varianten des Vierzylinder-Boxertriebwerks entstanden. Um mehr Leistung aus dem kleinen Block zu holen, verlegte man die Nockenwellen auf die Oberseite der Brennräume und trieb diese durch je eine Königswelle von der zentralen Kurbelwelle nach außen an. Anfänglich stieg dadurch die Leistung auf 115 PS aus 1,5 Litern Hubraum im 356 1600 GS Carrera GT, der durch seine zweckmäßige, aber ungewöhnliche Karosserieform den Spitznamen ‚Dreikantschaber‘ erhielt. Dieses Triebwerk fand seinen Weg auch in den gemeinsam mit Abarth aufgelegten, jedoch von Zagato gestalteten 356 Carrera GTL, der rund 20-mal entstand. Hier gab es gegen Aufpreis zudem Mehrleistung über einen Sportauspuff (128 PS) oder über eine komplett offene Sebring-Rennabgasanlage (135 PS). Für 1962 übernahm Porsche den Königswellenmotor mit 130 PS in die Serienfertigung und bot als neues Topmodell den 356 2000 GS Carrera 2 als Coupé und Cabriolet an. Erstmalig erhielten Privatkunden damit einen Porsche mit serienmäßigen Scheibenbremsen rundum. Dafür lag der Grundpreis mit 23.700 DM für das Coupé und 24.850 DM für das Cabriolet auch entsprechend hoch. Einzig die Rennsportversion 356 2000 GS-GT lag mit 26.700 DM noch darüber. Zum Vergleich: Ein Volkswagen Standard kostete zur gleichen Zeit lediglich 4.200 DM, als Cabriolet 6.230 DM.
Ursprünglich wollte Porsche nur 100 Exemplare des 356 Carrera 2 produzieren, um die damaligen Regularien für die GT-Klasse zu erfüllen. Trotz des hohen Preises entstanden bis 1963 letztlich 278 Coupés und 67 Cabriolets. Auf Basis des 356 C folgten noch einmal 126 Carrera 2, davon rund 20 Exemplare als Roadster. Durch diese Seltenheit gehören entsprechende Fahrzeuge heute zu gesuchten Sammlerobjekten, die im guten Zustand mühelos hohe Preise erzielen. Beim Oldtimerhändler Girardo & Co. in London steht aktuell ein weiß lackiertes 356 B Carrera 2 Coupé aus dem Baujahr 1963 zum Verkauf bereit.
Dieses Fahrzeug lief am 28. März vom Band und verließ das Porsche Werk am 5. April 1963, verblieb jedoch in Deutschland. Aus dem noch erhaltenen deutschen Fahrzeugbrief geht hervor, dass erst 1988 der erste Besitzerwechsel erfolgte, gefolgt von einem weiteren Anfang der 1990er. Unter diesem Kölner Eigner erhielt der 356 eine umfangreiche Restaurierung. Besitzer in Norwegen, Belgien und Italien folgten, bevor der Wagen nun in den Showroom von Max Girardo rollte. Seit der Restaurierung kamen lediglich knapp über 900 Kilometer zusammen. Den Kaufpreis für diese Rarität erfahren Interessenten direkt bei Girardo & Co.
Bilder: Girardo & Co.