Porsche 910/8 Bergspyder
Am 13. Mai 1967 stellte die Rennabteilung von Porsche in Stuttgart Zuffenhausen den 910/8 Bergspyder mit Chassisnummer 910.031 fertig und entließ ihn kurz darauf zu diversen Rennveranstaltungen. Schnell avancierte das Fahrzeug zum Liebling von Werksfahrer Gerhard Mitter, der in diesem Jahr die europäische Bergmeisterschaft gewann. Dabei half ihm vor allem das geringe Leergewicht unter 450 Kilogramm sowie der rund 275 PS starke Achtzylinder-Boxermotor mit mechanischer Einspritzanlage. Damit geht es in rund drei Sekunden aus dem Stand auf Tempo 100. Zur Gewichtsreduzierung nutzte man Kunststoff, Aluminium, Titan und Magnesium. Beispielsweise fertigte man den Kraftstofftank mit lediglich 26 Litern Fassungsvermögen aus der Magnesiumlegierung Elektron. Auf eine schwere Lichtmaschine verzichtete man direkt. Stattdessen fließt der notwendige Strom aus einer Silber-Batterie.
Unter der ultraleichten Glasfaser-verstärkten Kunststoffkarosserie befindet sich ein Gitterrohrrahmen aus Stahl und ein Fahrwerk auf dem Stand der damaligen Formel 1 mit 13 Zoll großen Magnesiumrädern. Am Heck befindet sich ein verstellbarer Heckspoiler, um mehr oder weniger Anpressdruck je nach Streckenführung zu generieren. Seine Leistungsfähigkeit stellte der 910/8 Bergspyder bereits eine Woche nach Fertigstellung beim 200-Kilometer-Rennen von Montseny in Spanien unter Beweis. Mitter gewann überlegen und legte weitere drei Siege und vier vordere Plätze nach, wodurch der Sieg in der europäischen Bergmeisterschaft an ihn und das Porsche-Team ging. Nach dem Gaisbergrennen am 3. Oktober 1967 in Österreich ließen die Mitarbeiter der Rennabteilung Benzin, Öl und Bremsflüssigkeit ab, bauten die Batterie aus und schoben das Fahrzeug in den hauseigenen Fundus, der inzwischen dem Porsche Museum unterstellt ist. Dort stand der Rennwagen seither ungenutzt herum und wurde allenfalls mal an eine andere Position geschoben.
Als Porsche vor zehn Jahren das neue Museum errichtete, machte man es sich zur Aufgabe, die gezeigten Wagen im fahrfähigen Zustand aufzubewahren, um sie bei weltweiten Veranstaltungen einsetzen zu können. Aus diesem Grund machte man diverse Exponate aus dem Fahrzeugdepot technisch und optisch wieder fit, vernichtete dabei jedoch auch viel Geschichte. Doch genau diese Authentizität erzählt die Historie besser als jeder überrestaurierter Klassiker. Daher gilt für diesen 910/8 Bergspyder: „Diesen Zustand tasten wir nicht an. Denn jeder Eingriff wäre eine Zerstörung dieser absoluten Originalität“, erklärte Alexander Klein, Leiter Fahrzeugmanagement im Porsche Museum: „Wir entkoppeln seinen Status von der Fahrbereitschaft. Der Bergspyder hat sein Soll erfüllt. Er hat bewiesen, dass er fahren kann. Und gewinnen.“ Also bleibt das Drahtgerippe des Keilriemens ebenso an seinem Platz wie die Stoff- und Beflockungsreste auf dem Fahrersitz oder die inzwischen matt-rostrote Farbe auf der vorderen Haube, die einst in leuchtendem Rot vorhanden war.
Um diesen Zustand möglichst lange zu erhalten, tat sich das Museumsteam mit der anerkannten Expertin Dr. Gundula Tutt aus Berlin zusammen. Gemeinsam entfernte man Staub und Schmutz mit äußerster Sorgfalt, um nicht in die eigentlich Substanz des Wagens einzugreifen. Anschließend befestigte die Wissenschaftlerin mit einem reversiblen Klebstoff das angelöste Porsche-Logo an der Front ebenso, wie ein Klebeband auf der Rückseite des Sitzes, mit dem der Stoff am Platz gehalten wird. Ein umgebauter Lötkolben erhitzt abstehende Lackpartikel, die anschließend vorsichtig wieder an die Glasfaser-Karosserie gedrückt werden. Alle mechanischen Teile behandelte man mit Waffenöl, während eine Wachsschicht auf Lack und Kunststoffteile als Konservierung dient. Den frisch konservierten 910/8 Bergspyder können Markenfans demnächst in der Museumsausstellung betrachten. Neben diesem gibt es nur noch zwei weitere unrestaurierte Rennfahrzeuge in der Museumssammlung.
Bilder: Porsche