Porsche 911 (996) Classic Club Coupé

Wenn es jemals eine Modellgeneration des Porsche 911 gab, die unter Fans als unbeliebt gelten darf, dann ist es der 996. Zwischen 1997 und 2006 lief er als erstes wassergekühltes Modell der Baureihe vom Band. In dieser Zeit entstanden 175.262 Exemplare aller Varianten zusammen. Diese Generation gab es erstmals als GT3 mit leistungsstarkem Saugmotor und motorsportlicher Ausrichtung. Soweit zu den Pluspunkten. Auf der Gegenseite steht für viele 911-Fans hingegen das Design mit den flapsig „Spiegeleiern“ getauften Scheinwerfern, in deren direktem Umfeld auch die vorderen Blinker untergebracht wurden. Erst ab einer Modellpflege im Jahr 2002 waren diese in grau statt orange ausgeführt. Heute drückt sich die kontroverse Meinung im Gebrauchtwagenpreis aus. Abgesehen von GT2, GT3 und Turbo S sind die verschiedenen Varianten relativ günstig zu haben – zumindest im Vergleich zu anderen 911er Modellgenerationen.

911 (996) Carrera als Basis

Als Projekt des neu aufgelegten Porsche Sonderwunsch-Programms von Porsche Classic entstand in den zurückliegenden zweieinhalb Jahren ein besonderes Unikat für den Porsche Club of America (PCA). Es basiert auf einem gebraucht angekauften 911 (996) Carrera aus dem Baujahr 1998. Intern lief das Auto als „Project Grey“ in Anlehnung an „Project Gold“, den aus Originalteilen neu aufgebauten 911 (993) Turbo, der 2018 versteigert wurde. Inspirieren ließen sich die Beteiligten jedoch hauptsächlich vom 2009 präsentierten 911 (997) Sport Classic. Diese auf 250 Exemplare limitierte Sonderserie im Farbton Sportclassicgrau ist inzwischen ein gesuchtes Sammlerstück. Sein Doppelkuppeldach und der Heckspoiler im Stil des Entenbürzels vom 911 Carrera RS 2.7 von 1972 finden sich nun auch am Unikat wieder. Selbst die Lackierung im Farbton Sportgraumetallic erinnert an den Sport Classic. Ebenso sitzen in den Radhäusern klassische, 18-Zoll große Fuchsfelgen in schwarz mit glänzendem Rand. Hellgraue und blaue Streifen runden die Optik ab.

Flechtleder im Pepita-Muster

Neben den Exterieurveränderungen arbeitet Porsche Classic auch am Innenraum. Hier findet sich an Nähten, Lenkrad-Nullstellenmarkierung und Stickbild an den Kopfstützen das PCA-typische Clubblau. An den Türtafeln und auf den Sitzmittelbahnen ist aufwändiges Flechtleder im Pepita-Muster eingearbeitet. Oberhalb des Handschuhfaches sitzt eine Metallplakette mit der Aufschrift „911 Classic Club Coupé – 001/001 – Classic Series“. Der zentrale Drehzahlmesser trägt die Zierstreifen der Karosserie ins Interieur. Zudem zeigt auch er die Beschriftung „911 Classic Club Coupé“. In die Mittelkonsole integrierte man das Porsche Classic Communication Management Plus (Infotainmentsystem) mit Apple CarPlay und Android Auto. Im Heck rumort ein 3,6 Liter großer Sechszylinder-Boxermotor. Diesen brachte man auf die Spezifikationen des 911 (996) GT3 der zweiten Ausbaustufe. Somit stehen 280 kW/381 PS zur Verfügung. Fahrwerk und Bremsen entstammen ebenfalls dem GT3.

Vom Gebrauchtwagen zum Unikat

Alexander Fabig, Leiter Individualisierung und Classic bei Porsche, traf vor zweieinhalb Jahren auf Vertreter des PCA. In einem lockeren Gespräch entstand die Idee zu diesem Unikat. „Zu Unrecht steht der Typ 996 etwas im Schatten der anderen Elfer-Modellreihen. Daher haben wir ihn gerne als Basis gewählt, um zu demonstrieren, was alles im Rahmen von Porsche Classic sowie dem jüngst erweiterten Sonderwunsch-Angebot der Porsche AG möglich ist. 2009 hatte der auf 250 Stück limitierte 911 Sport Classic schon einmal für weltweites Interesse gesorgt. Dieses Sondermodell wurde aber nicht in den USA verkauft. Mit dem aktuellen Unikat ist es uns nun gelungen, ein vergleichbar spannendes Fahrzeugkonzept auch in den USA zu realisieren“, so Fabig. Dass dabei aus einem Gebrauchtwagen in schlechtem Zustand ein neuwertiges Auto mit vielen einzigartigen Elementen entstehen würde, war wohl zu Anfang der Planungen nur Eingeweihten klar. Ein spezieller Prototyp drehte in Nardo und Idiada (Spanien) Testrunden.

Bilder: Porsche