Sabra GT Coupé
In Israel liegen diverse wichtige Orte der Christenheit, des Judentums und des Islam sowie das legendäre Tote Meer mit seinem gewaltigen Salzgehalt von bis zu 33 Prozent. Zudem ist das Land für den Anbau von Oliven, Blumen, Gemüse und Obst sowie das Schleifen von Diamanten und die Herstellung von Arzneimitteln und Chemikalien und Software-Entwicklungen bekannt. Doch nur wenige Leser dürften wissen, dass es zwischen 1957 und den frühen 1980er Jahren auch eine Automobilproduktion in Haifa gab. Die ‚Autocars Company‘ fertigte Automobile und Lieferwagen, die unter dem Markennamen ‚Sabra‘ hauptsächlich auf dem heimischen Markt angeboten wurden. Daneben gab es jedoch auch ein kleines Exportgeschäft mit Ländern wie Deutschland, Belgien, Luxemburg, den Niederlanden, der Schweiz, Kanada und den USA. Sabra (hebräisch צברה) ist in Israel ein gebräuchlicher Begriff für Juden, die in Palästina geboren wurden und bezeichnet zudem einen Kaktus, der auch das Markenlogo bildete.
Anfänglich arbeitete die von Itzhak Shubinski gegründete Autocars Company eng mit Reliant aus Großbritannien zusammen und ließ die Kunststoffkarosserien dort fertigen. Als Bausätze erreichten sie Israel, wo sie mit Technikkomponenten komplettiert wurden. Neben Kompaktfahrzeugen und Limousinen einigte man sich schließlich auch auf eine Lizenzfertigung eines Sportwagens, dessen Design von der britischen Firma Ashley stammte und der in Israel zum linksgelenkten Sabra Sport wurde. Für das Chassis zeichnete Les Ballamy aus Großbritannien verantwortlich. Reliant war so begeistert von diesem Kompaktsportler, dass daraus der Reliant Sabre wurde. Nach etwa der Hälfte der 379 produzierten Fahrzeuge zog die gesamte Fertigung nach Haifa um. Unter die Motorhaube wanderte beim Sabra Sport der 1,7 Liter große Vierzylindermotor des Ford Consul, der dank Solex-Doppelvergasern auf 91 PS kam und durch die Einbaulage hinter der Vorderachse sehr gute Agilität bot. Ein manuelles Viergang-Getriebe übertrug diese Leistung auf die Hinterräder. Ab 1963 gab es auf Wunsch die 2+2-sitzige Variante GT. 144 Exemplare gelangten in die USA, weitere 81 nach Belgien.
Das von uns gezeigte, hellblaue Exemplar wurde im April 1963 gefertigt und an die Frau des israelischen Generalkonsuls in Belgien ausgeliefert. Vom vorletzten Besitzer wurde eine umfangreiche Restaurierung durchgeführt, die mehrere Jahre in Anspruch nahm. Passend zur pastellblauen Lackierung erhielt das Sportcoupé innen dunkelblaue Kunstledersitze mit hellblauen Stoffmittelbahnen. Neben einer umfangreichen technischen Aufarbeitung wurden eine elektronische Zündanlage und eine zusätzliche Benzinpumpe für mehr Zuverlässigkeit verbaut. Kurz nach der vollendeten Restaurierung versteigerte Bonhams das Fahrzeug 2016 auf Amelia Island.
Nun steht der Sabra GT erneut bei Bonhams zur Versteigerung bereit, nachdem der jetzige Besitzer den zweiten Platz beim Concours des Boston Cup und einen Klassensieg beim Greenwich Concours d’Elegance errang sowie an den Klassikerrallyes New England 1000 und Holy Land 1000 teilnahm. Am 17. Januar kommt der Sportwagen in Scottsdale unter den Hammer und soll zwischen 80.000 und 100.000 US$ erzielen, wobei es jedoch keinen Mindestpreis gibt. Der Höchstbieter wird also automatisch zum neuen Besitzer dieser israelischen Rarität.
Bilder: Bonhams