Simca 1100 TI
1964 begannen bei Simca die Arbeiten an einem ersten Kompaktmodell mit Vorderradantrieb. Um die Vorteile dieses Antriebskonzeptes bestmöglich umsetzen zu können, kombinierte Simca es mit einem quer eingebauten Motor. Ungewöhnlich für die damalige Zeit war hingegen die Karosserieform mit großer Kofferraumklappe. Da sich in der Heckpartie eine deutliche Falte zwischen Heckscheibe und darunter liegendem Blech auftat, sprach man offiziell von einem Knickheck. Neben den drei- oder fünftürigen Kompaktfahrzeugen gab es auf Wunsch auch einen dreitürigen Kombi oder einen Lieferwagen mit verblechten hinteren Scheiben (VF1) sowie den Citylaster mit separatem Laderaum (VF2). Beim Fahrwerk kamen vorn Drehstabfedern und Stoßdämpfer nebst Stabilisator zum Einsatz. Hinten hingen an einem separaten Fahrschemel mit gezogenen Längslenkern eine Torsionsstabfederung und ein weiterer Stabilisator. Zur Ausstattung gehörten zudem Scheibenbremsen vorn, Trommelbremsen hinten und eine Zahnstangenlenkung.
Erster Hot Hatch
Unter der Motorhaube steckten Vierzylindertriebwerke mit 944 oder 1.118 Kubikzentimetern Hubraum. Ab 1970 gab es zusätzlich den 1100 Special mit 1.204 ccm und 75 PS. Der Hubraum stieg zwei Jahre später auf 1.294 ccm. 1974 folgte der sportliche 1100 TI, der aus heutiger Sicht ein wenig als Vorbote für moderne „Hot Hatches“ wie den Golf GTI verstanden werden darf. Leichtmetallräder, Zusatzscheinwerfer, Nebelleuchten, Sitze mit mehr Seitenhalt und ein Dreispeichenlenkrad gehörten hier zum Lieferumfang. Zudem leistete der große Motor hier nun 82 PS und ermöglichte 169 km/h Höchstgeschwindigkeit. Für den Sprint aus dem Stand auf Tempo 100 gab Simca rund 12 Sekunden an. Die Karosserie erhielt eine kleine Frontspoilerlippe und eine weitere Spoilerkante oberhalb der Heckscheibe. Eine rechtsgelenkte Variante gab es nie, wodurch der Hot-Hatch-Boom in Großbritannien einige Jahre später ausgelöst wurde.
Schönes Exemplar bei Artcurial
Während der Simca 1100 in all seinen Ausbauformen inklusive des Matra-Simca Rancho durchaus gute Verkaufszahlen einfuhr, ist er heute ein selten gesehener Verkehrsteilnehmer. Insgesamt entstanden mehr als 2,2 Millionen Exemplare. Wenn man nun einen haben möchte, muss man lange suchen. Die besten Chancen bestehen dabei zweifelsfrei auf dem heimischen Markt in Frankreich. Beim Pariser Auktionshaus Artcurial kommt am 22. November ein 1100 TI unter den Hammer. Dieses Fahrzeug bereichert seit 2014 die Autosammlung von Richard Romagny, die nun komplett versteigert wird. Romagny’s erstes eigenes Auto war ein baugleicher 1100 TI und so war es logisch, dass ein solches Auto in gutem Zustand in seine Sammlung zurückkehren würde. Anhand des guten Allgemeinzustands wirkt die Laufleistung von rund 58.000 Kilometern auf dem fünfstelligen Kilometerzähler durchaus glaubhaft. Trotz der Seltenheit erwartet Artcurial lediglich zwischen 10.000 und 15.000 € als Höchstgebot. Weniger ist möglich, da der Simca ohne Mindestgebot angeboten wird.
Bilder: Artcurial, Peter Singhof