Škoda Octavia WRC

Nachdem Škoda mit den Modellen Favorit und Felicia im internationalen Rallyesport erste größere Erfolge eingefahren hatte, wuchs bei den Tschechen der Wunsch nach Größerem. Dies galt sowohl für die Dimensionen des Fahrzeugs als auch für die Kategorie, in der man dieses einsetzen wollte. Als Bestandteil des Volkswagen-Konzerns konnte man auf den breit gefächerten Vorrat von Plattformen und Motoren zurückgreifen. Dies führte 1996 zur Einführung des neuen Octavia als Limousine der Mittelklasse. Auf dieser Basis entstand zuerst ein neues Rallyeauto für die Kit-Car-Klasse, das ab 1997 den Felicia ersetzte. Zeitgleich arbeitete Škoda bereits an einem Fahrzeug nach WRC-Reglement, also mit Allradantrieb und zwei Liter großem Vierzylinder-Turbomotor. Diese Kategorie gab es ab 1997 als Nachfolger der vorherigen Gruppe A. Auch Hersteller, die kein entsprechendes Serienauto mit diesem Antriebskonzept im Portfolio hatten, durften hier starten. Nur das Basisauto musste aus der Großserie stammen.

500 bis 600 Newtonmeter Drehmoment

Neben dem Hubraum, der Anzahl der Zylinder und dem Allradantrieb gab das WRC-Reglement auch ein Mindestgewicht vor. Dieses lag bei 1.230 Kilogramm, was von Škoda Motorsport exakt erreicht wurde. Durch Luftmengenbegrenzer versuchte die Motorsportbehörde FIA die Motorleistung aller teilnehmenden Marken bei exakt 300 PS einzugrenzen. Allerdings erreichten die Techniker durch gezielte Abstimmungsarbeiten ein maximales Drehmoment von anfänglich 500, später sogar bis zu 600 Newtonmetern. Diese Kraft gelangte über ein manuelles Sechsgang-Getriebe auf die Räder. Bei ersten Testfahrten ab Ende 1998 gelangen damit Beschleunigungswerte von 3,9 Sekunden aus dem Stand auf Tempo 100 auf Asphalt. Selbst auf rutschigem Untergrund war die Limousine indes nicht sonderlich viel langsamer unterwegs. Nachdem ursprünglich erste Einsätze für 1998 angedacht waren, verschob man das Debüt letztlich auf die Rallye Monte Carlo 1999.

Internationale Rallyestars am Lenkrad

Hinter dem Steuer des neuen Octavia WRC saßen in der ersten Saison drei Werksfahrer. Während Armin Schwarz die volle Saison absolvierte, wechselten sich Pavel Sibera und Emil Triner je nach Untergrund der jeweiligen Rallye ab. Die 1999er Saison diente Škoda vor allem zur Verbesserung des Fahrzeugsetups und dem Erkennen von Problemen. Dass man durchaus konkurrenzfähig unterwegs war, stellte Gastfahrer Bruno Thiry beim Finale, der RAC Rallye in Großbritannien unter Beweis. Er schrammte knapp am Podest vorbei und landete auf Rang vier. Thiry gehörte in den folgenden Jahren ebenso zum Stammfahrerpersonal wie Schwarz, Sibera und Triner. Hinzu gesellten sich Luis Climent, Jan Kopecký, Toni Gardemeister, Didier Auriol, Stig Blomqvist, Roman Kresta, Gabriel Pozzo, Kenneth Eriksson und Matthias Kahle.

Drei Titel für Chassisnummer 10

Letzterer fuhr neben internationalen WRC-Wettbewerben auch einen Octavia WRC in der Deutschen Rallyemeisterschaft. Dort wurde Matthias Kahle der erfolgreichste Pilot dieses Modells. 2002 und 2004 errang er die Deutsche Meisterschaft und fuhr darüber hinaus zahlreiche Siege bei nationalen Läufen ein. 2001 hatte Roman Kresta mit dem gleichen Fahrzeug (Chassisnummer 10) bereits die Tschechische Meisterschaft gewonnen. International schaffte es der Octavia WRC nie zu einem Gesamtsieg, dafür jedoch zum Gewinn einiger Wertungsprüfungen. Armin Schwarz steuerte sein Fahrzeug jedoch 2001 auf den viel beachteten dritten Rang bei der Safari Rallye in Kenia. Damit bereitete der Wagen den Weg für weitere Rallyefahrzeuge aus Mladá Boleslav. 2005 erschien mit dem Fabia WRC ein deutlich kompakteres Nachfolgemodell.

Bilder: Škoda