Tom Hanks und sein Polski Fiat 126p
„Lauf, Forrest, lauf!“ Kaum ein Filmsatz ist so sehr mit dem dazugehörigen Schauspieler verknüpft wie dieser. Tom Hanks verkörperte 1994 Forrest Gump, einen Mann mit eingeschränkter Intelligenz. Ein zweiter Satz ist auch jedem Filmfan bekannt: „Das Leben ist wie eine Schachtel Pralinen, man weiß nie, was man kriegt.“ Dieses Zitat findet sich auch auf einer Metallplakette in einem Kleinwagen, der aktuell versteigert wird. Er gehört aktuell noch Tom Hanks und war ein Geschenk der polnischen Stadt Bielsko-Biała, wo das Auto vom Band gelaufen ist. Hanks hat eine Schwäche für osteuropäische Kleinwagen wie den Trabant oder den „Maluch“. Maluch ist polnisch und bedeutet „Kleiner“. Es steht als Synonym für das wohl am häufigsten in Polen gebaute Automobil, den Fiat 126p. Ursprünglich begann die Geschichte dieser Modellreihe als 126 in Italien. Dort ersetzte das neu entwickelte Fahrzeug ab 1972 den klassischen Nuova 500. Es blieb bei der Heckmotorbauweise und zwei Zylindern.
23 PS Heckmotor-Kleinwagen
Beim Design arbeiteten italienische und polnische Fiat-Mitarbeiter zusammen. Sie erstellten eine sehr kantige, sachliche Karosserie. Dabei behielt man den Radstand von 1,84 Metern vom Nuova 500 bei. Dafür bot das Auto durch mehr Außenlänge innen mehr Platz. Zudem lag der Tank nun unter der Rückbank anstatt im vorderen Kofferraum. Im Heck werkelte ein Zweizylinder-Viertaktmotor mit 17 kW/23 PS aus 595 Kubikzentimetern Hubraum. Über ein Viergang-Getriebe mit unsynchronisiertem ersten Gang gelangte die Kraft auf die Hinterachse. Ab Ende der 1970er Jahre vermarktete Fiat Deutschland 126 als Bambino. Steyr-Puch in Österreich baute den 126 in Lizenz bis 1975. In Italien entstand er noch bis 1987. Zu diesem Zeitpunkt debütierte die Weiterentwicklung 126 BIS mit einem liegend verbauten, wassergekühlten Motor und zusätzlichem Kofferraum darüber. Der 126 BIS entstand parallel zum normalen 126 in Polen. Dort hatte die Fertigung 1973 begonnen und lief letztlich bis zum 22. September 2000.


















3,5 Millionen Exemplare
Interessanterweise gab es den Polski Fiat nie offiziell in der DDR zu kaufen. Nach dem Ende des Kalten Krieges gelangten die Fahrzeuge aus polnischer Produktion auch nach Westeuropa. Eigentlich sollte der 126 bereits 1991 in Rente geschickt werden. Damals erschien mit dem Cinquecento ein moderner Kleinwagen, den Fiat erneut in Polen fertigen ließ. Doch speziell auf dem polnischen Markt erfreute sich der „Maluch“ derartig großer Beliebtheit, dass die Produktion einfach weiterlief. Letztlich erreichte der kantige Kleinwagen eine Gesamtstückzahl von rund 3,5 Millionen Exemplaren. Auf polnischen Straßen sind viele davon heute noch zu sehen. In anderen Ländern ist der Bestand extrem zurückgegangen, obwohl der 126 sehr günstig im Unterhalt ist. Beispielsweise liegt er in Deutschland dank geringer Schadenshäufigkeit in den kleinsten Versicherungsklassen.






















Geschenk für Tom Hanks
Tom Hanks kannte den „Maluch“ nicht, da der Fiat 126 nie in die USA exportiert wurde. Bei Dreharbeiten zum Film „Inferno“ entdeckte er 2016 zufällig ein solches Fahrzeug und postete ein Selfie auf Twitter. Dieses Bild ging um die Welt und erreichte auch das Rathaus von Bielsko-Biała. Dort, rund 100 Kilometer südwestlich von Krakau, war der 126p vom Band gelaufen. 2017 erhielt Tom Hanks das hier gezeigte Exemplar als Geschenk der Stadt. Dort hatte man den 1974 gebauten Kleinwagen bei BB Garage zuvor umfangreich restauriert. Dabei erhielten die Karosserie und die 12 Zoll großen Räder eine Neulackierung in Weiß. Hinzu kamen frische 135/80er Weißwandreifen, neue Chromstoßstangen und aufgefrischte Anbauteile. Etwas ganz Besonderes ist das Interieur von Carlex Design aus Czechowice-Dziedzice. Durch grünes Leder, schwarze Einleger sowie Holz und Aluminium zeigt sich der 126 so luxuriös wie niemals ab Werk.
























Versteigerung für guten Zweck
Auf dem Armaturenbrett befindet sich die eingangs erwähnte Metallplakette mit dem Filmzitat aus Forrest Gump. An den Rückseiten der vorderen Sitze sind Ledertaschen befestigt. Per Einprägung zeigen sie den Schriftzug „Bielsko-Biała for Tom Hanks“. Der Schauspieler selbst unterschrieb auf der linken Türverkleidung. Das Unikat stand bei Bring a Trailer zur Auktion. Dabei erzielte der Verkäufer US$ 83.500. Der gesamte Erlös aus dem Verkauf geht an die Elizabeth Dole Foundation. Sie unterstützt über die Hidden Heroes Campaign Familien von in Kriegen verletzten amerikanischen Soldaten.
Bilder: Bring a Trailer