Toyota Motorsport Museum
Viele Autohersteller haben mittlerweile eine eigene Klassikerabteilung, die mit mehr oder weniger Aufwand die jeweilige Markentradition auf Veranstaltungen und in hauseigenen Museumsbauten ins Rampenlicht rückt. Doch einige wenige Firmen halten sich bei diesem nicht unwichtigen Thema noch merklich zurück – teils aus Platz-, teils aus Budget-Problemen. Neben Opel und Ford, die zwar über Fahrzeugsammlungen verfügen, jedoch kein eigenes Museum in Deutschland haben, ist auch Toyota zu nennen. Toyota? Die produzieren doch gar nicht in Deutschland? Fast richtig. Und die haben doch die museumsähnliche Toyota Collection? Korrekt. Allerdings rollen hierzulande zwar keine Serienfahrzeuge des japanischen Herstellers vom Band, dafür entstehen in Köln aber doch ein paar Toyota, immerhin siedelte sich am Standort der Deutschlandzentrale in Köln 1979 ein gewisser Ove Andersson mit seinem Rallyeteam an.
Von hier aus koordinierten die Japaner bis 1999 alle Aktivitäten im nationalen und internationalen Rallyesport. In dieser Zeit gewann die Kölner Werksmannschaft viermal die Fahrermeisterschaft und dreimal die Herstellerwertung. Am Steuer saßen dabei unter anderem Größen wie Hannu Mikkola, Juha Kankkunen, Kenneth Eriksson, Carlos Sainz, Didier Auriol und Marcus Grönholm. Andersson hatte 1973 im schwedischen Uppsala sein Rallyeteam ‚Andersson Motorsport‘ gegründet, um die vom Werk vorbereiteten Autos nach dem Schiffstransport von Japan nach Europa eingehend überprüfen zu können. Damals geschah es nicht selten, dass auf dem Seeweg Beschädigungen eintraten. Erstmals in Kontakt mit der Marke kam er ein Jahr zuvor nach seinem Sieg bei der Rallye Monte Carlo, als Toyota-Repräsentanten ihn fragten, ob er eine Celica bei der RAC Rallye in Großbritannien fahren wolle. Nach kurzer Zeit verlegte er seinen Firmensitz in die belgische Hauptstadt Brüssel und benannte sie in ‚Toyota Team Europe‘ (TTE) um. Dann folgte der Umzug an die Toyota-Allee in Köln, wo das Team bis heute zu Hause ist. 1993 kaufte Toyota die bis dahin freie Firma TTE auf und firmierte sie in Toyota Motorsport GmbH (TMG) um, wobei das Rallye-Werksteam weiterhin unter dem Kürzel TTE antrat.
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Nach einer zwölfmonatigen Verbannung der Werksmannschaft von 1996 bis 1997, ausgelöst durch einen nicht reglementskonformen Turbolader in der WRC-Version der Toyota Celica ST205 im Jahr 1995, kehrte TTE mit dem Corolla WRC ab Mitte 1997 testweise und ab Anfang 1998 wieder voll in den Rallyezirkus zurück und verfehlte mit Carlos Sainz und Luis Moya aufgrund eines Motorschadens kurz vor der Ziellinie der RAC Rallye in Großbritannien nur um wenige Punkte den Fahrertitel, errang dafür aber 1999 den Herstellerpokal. Anschließend zog man sich werksseitig aus der WRC zurück, überließ den Corolla für einige Jahre privaten Teams und konzentrierte sich stattdessen auf die Formel 1. Zudem übernahm die Toyota Motorsport GmbH ab Ende 1997 auch die Einsätze von Toyota in der Sportwagen-Weltmeisterschaft, besonders beim Saisonhighlight, den 24 Stunden von Le Mans. Mit dem eigens entwickelten TS020 GT-One nahm man 1998 und 1999 an diesem prestigeträchtigen Rennen teil und musste zweimal in aussichtsreichen Positionen Rückschläge einstecken. Durch den Formel-1-Einstieg ab 2002, der 2001 mit einem Testfahrzeug vorbereitet wurde, endeten vorerst auch die Sportwagen-Einsätze.
In insgesamt acht F1-Saisons ging TMG als ‚Panasonic Toyota Racing Team‘ mit Fahrern wie Mika Salo, Allan McNish, Cristiano da Matta, Olivier Panis, Jarno Trulli, Ricardo Zonta, Ralf Schumacher, Timo Glock und Kamui Kobayashi an den Start. Während insgesamt zwar kein Sieg errungen werden konnte, stehen immerhin fünf zweite und acht dritte Plätze sowie je drei Pole Positions und schnellste Rennrunden in den Ergebnislisten. Kurz nach dem Saisonfinale 2009 in Abu Dhabi gab man den Ausstieg bekannt, um sich künftig auf das Kerngeschäft als Autohersteller zu konzentrieren. Damit folgte man dem zweiten japanischen Werksteam Honda, das ein Jahr zuvor ebenfalls aus der Formel 1 ausgestiegen war, und BMW, die ihr Werksteam an Peter Sauber zurückverkauften. Nachdem TMG 2011 das Schweizer Privatteam Rebellion Racing mit Motoren für deren LMP2-Projekt beliefert hatte, kündigte man für 2012 den werksseitigen Einstieg in die LMP1-Klasse der FIA WEC (World Endurance Championship) an. Seither ist das Team hier mit zwei bis drei Wagen vertreten und konnte 2018 endlich den lang ersehnten Gesamtsieg in Le Mans erringen.
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Soweit zur Kurzgeschichte von Toyota Motorsport, die einigen Lesern möglicherweise bereits bekannt war. Weniger bekannt ist jedoch, dass unterhalb der beiden Windkanäle der Rennabteilung ein streng bewachter Ort liegt, der wertvolle Exponate enthält. Es handelt sich um ein bislang so gut wie nie öffentlich zugängliches Museum mit Fahrzeugen aus der umfangreichen Historie von TTE und TMG. Alles beginnt mit einer liebevoll eingerichteten Rallye-Ecke, die neben Autos auch Bilder von Einsätzen, beispielsweise bei der Safari Rallye in Kenia zeigt. Von der allerersten Celica geht es hier über den Gruppe B Celica und die für die nie eingeführte Gruppe S entwickelte MR2-Version 222D bis hin zu den weltweit siegreichen Autos von Kankkunen und Sainz, dem Corolla WRC und zwei Testträgern des heutigen Yaris WRC, der allerdings nicht von Köln aus, sondern vom Gazoo-Team aus Finnland eingesetzt wird. Zudem entwickelt TMG immer wieder Rallye-Fahrzeuge für Privatteams, beispielsweise den GT86 CS-R3.
Direkt unter den Röhren des Windkanals stehen die Formel-1-Rennwagen vom ersten Testauto AM01 aus dem Jahr 2001 bis hin zum eigentlich fertig entwickelten, aber nie im Wettbewerb eingesetzten TF110 für die Saison 2010. Auf einem der beiden Einsatzwagen des letzten Grand Prix in Abu Dhabi 2009 unterschrieb die gesamte Mannschaft von TMG – und hinterließ dabei manch wehmütigen Spruch. Außerhalb dieses Werksmuseums und der ebenfalls vorhandenen Fahrzeugsammlung im heimischen Japan gibt es übrigens nur einen privaten Besitzer von Toyota-Formel-1-Autos, der inzwischen tatsächlich aus beinahe jeder Saison ein Chassis besitzt und diese auch bei Trackdays einsetzt.
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In der Abteilung der Langstrecken-Rennwagen fällt als erstes ein Fremdkörper auf. Gut, er trägt wie fast alle Autos im Raum das Toyota-Logo, aber die Entwicklung des TS010 fand nicht in Köln, sondern gemeinsam mit TOM’s Racing (Tachi Oiwa Motorsport) in Japan statt. Er gehörte zu den finalen Ausläufern der Gruppe C, startete ab 1991 in der World Sportscar Championship sowie der Japan Sports Prototype Championships, wobei 1992 ein zweiter Platz in Le Mans sowie die Meisterschaft in der Gruppe-C-Kategorie der JSPC heraussprangen. 1993 fanden WSC und JSPC nicht mehr statt, wodurch der Wagen nur noch in Le Mans antreten konnte, wo er Vierter wurde. Anschließend verlagerte das TOM’s Team sich auf die IMSA.
Erst mit dem TS020 GT-One begann man in Köln damit, das Reglement der damaligen GT1-Kategorie auszuloten. Von diesem Fahrzeug entstanden sieben Exemplare, von denen heute zwei im Motorsport Museum, ein weiteres innerhalb der Räumlichkeiten von TMG und leihweise eines in der auf der anderen Straßenseite untergebrachten Toyota Collection stehen. Auch die modernen Renner, angefangen beim TS030 von 2012, kommen nicht zu kurz. Einzig der neueste Ableger TS050, mit dem Toyota in Le Mans siegreich die Ziellinie kreuzte, fehlt hier bislang noch. Dafür gibt man mit einigen weiteren Fahrzeugen einen Hinweis darauf, dass man auch für Serienautos Komponenten entwickelt, die zum Teil zu sportlichen Sondermodellen wie dem Corolla TS führten, zum anderen Teil jedoch auch im Prototypenstadium steckenblieben wie ein auf Kompressor-V8 umgebauter Lexus IS 200 oder der TMG TS-650, ein Lexus LS 460 L mit 650 PS starkem Antrieb.
Bisher wissen nur Eingeweihte von diesem heiligen Boden für Motorsportfreunde. Öffentliche Führungen werden nur selten und für kleine Gruppen angeboten. Ginge es nach den Mitarbeitern vor Ort, würde man gern häufiger die Tradition aufleben lassen und Einblicke in die Geschichte geben, doch die aktuellen Räumlichkeiten sind alleine aufgrund der stellenweise sehr eingeschränkten Deckenhöhe mit Kopfschmerzpotenzial versehen. Hinzu kommt die Lage im hintersten Winkel des Werksgeländes – Besucher können also potenziell auf dem Weg vom Tor bis zur Halle Einblicke erhalten, die von TMG unerwünscht sind. Man darf also hoffen, dass sich in Zukunft andere Möglichkeiten finden lassen, um diese einmaligen Exponate in Augenschein nehmen zu können. Zum Verstauben und Vergessen sind sie definitiv zu schade.
Bilder: Matthias Kierse